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The(G)net Review: Avowed

Autorenbild: Fabrice HenzFabrice Henz

Die ersten Schritte in der Industrie hat Obsidian Entertainment mit der Entwicklung von Fortsetzungen zu Spielen anderer Entwickler gemacht. Sowohl Knights of the Old Republic 2 als auch Fallout: New Vegas sind jedoch bei vielen Fans zum Teil deutlich beliebter als ihre Vorgänger, besonders im Falle von Fallout. Mit Pillars of Eternity konnte das Studio dann auch noch erfolgreich ihr eigenes Fantasy-Rollenspiel auf den Markt bringen, bevor sie mit kleineren Titeln wie Grounded und Pentiment kommerziellen und kritischen Erfolg feierten. Avowed, ein Action-Rollenspiel angesiedelt im Universum von Pillars of Eternity, soll die Erfolgsgeschichte fortsetzen.


Avowed Test, Review, Testbericht des Action RPGs von Obsidian für Xbox Series und PC.

Die "Living Lands" sind eine Insel in Eora. Diese Insel ist so etwas wie der Wilde Westen der Fantasywelt. Ganz viel ungezähmte Natur und all die Möglichkeiten, die sie bietet, ziehen viele Abenteurer und Gelehrte an, die sonst nirgends einen Platz haben. Doch nicht alles was glänzt, ist Gold. Es streiten sich nicht nur mehrere Parteien um die Vorherrschaft der mystischen Inseln, sondern es geht auch eine schreckliche Seuche um. Die "Traumgeissel" infiziert nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern macht auch vor Menschen und anderen Humanoiden nicht halt. Sie nimmt ihnen jegliche Persönlichkeit und verwandelt sie in aggressive Monster.


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Deshalb schickt das Königreich Aedyr uns, einen Gesandten, in die Living Lands, um mehr über die Seelenseuche herauszufinden und sie wenn möglich zu stoppen. Dieses Setup gibt dem Story Verlauf einen anderen Geschmack als den von ähnlichen Genrevertretern. Als Spieler hat man dadurch schon von Anfang an einen gewissen Status. Der Gesandte kann diesen Titel durchs ganze Spiel hinweg als Mittel nutzen und ist kein gesichtsloser Typ, der ganz unten anfängt. Vorkenntnisse zu Eora sind nicht nötig und wer die beiden Pillars of Eternity nicht gespielt hat, bekommt trotzdem eine tolle und vollständige Geschichte. Kennern werden jedoch viele kleine Anekdoten geboten und auch neue Erkenntnisse zum Stand der Welt als Ganzes.


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Die Story an sich mag zwar gut unterhalten und ist, trotz einigen wenigen Klischees, schön geschrieben. Der Star ist jedoch nicht die übergreifende Geschichte an sich, sondern die Living Lands. Alle Bewohner der Insel, alle Siedlungen, alle Beziehungen, Flora und Fauna und wie alles miteinander agiert, sind eine Freude zu entdecken. Als fremdes Element in all das hineingeworfen zu werden und alles kennen- und lieben- oder hassen zu lernen ist eine Wonne.


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Die Welt von Avowed ist dabei nicht riesig oder vollgestopft mit endlosen Inhalten, die man wie eine Checkliste abarbeiten soll. Die vier grossen Zonen, die man im Verlauf der Story besucht, sind zwar weitläufig gestaltet, aber nicht ausufernd. Sie sind jedoch voll mit spannenden Dingen und Orten zum Erkunden. Das können Truhen voller Loot, spezielle Gegner oder neue Quests sein. Es bleibt uns dabei selbst überlassen, wie sehr wir an die Hand genommen werden wollen. Wer möchte, kann sich auf der Karte und dem Kompass alles anzeigen lassen, was von Interesse sein könnte. Wer sich jedoch einfach in der Welt verlieren will, kann alle Anzeigen ausschalten und sich blind ins nächste Abenteuer stürzen.


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Immer zur Seite stehen einem zwei von vier Gefährten, die man im Verlauf der Hauptgeschichte rekrutiert. Sie unterstützen einen nicht nur im Kampf und in Gesprächen, sondern haben alle ihre eigenen Quest Reihen und leben ihr eigenes Leben. Das kommt besonders in den Camps zum Tragen, wo man tiefe Gespräche mit ihnen führt. Dort kann man ausserdem seine Ausrüstung verbessern, neue Verzauberungen auf besagte Ausrüstung packen und Essen kochen. Die Camps bieten einem Ruhe und Sicherheit in der sonst teilweise brutalen Welt des Living Lands.


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Die Quests beginnen mit simplen Aufgaben, in denen man ein Item für jemanden finden oder eine Gruppe von Monstern auslöschen muss. Oft führen unscheinbare Aufgaben jedoch in viel grössere und tiefere Mysterien. Jede noch so kleine Aufgabe kann massive Konsequenzen mit sich ziehen. Dabei kommen auch die Entscheidungen des Spielers zum Tragen. Teilweise sind die Entscheidungen, die man treffen kann, binär. Lässt man einen Verbrecher laufen oder wird man selbst zum Richter und Vollstrecker? Bringt man ein gefundenes Artefakt zum Questgeber zurück oder behält man den Gegenstand für sich? Oft gibt es sogar mehr als nur zwei Wege eine Quest abzuschliessen. Wie die Konsequenzen dieser Entscheidungen aussehen ist ebenfalls offen. Sie können Einfluss auf die Hauptgeschichte haben oder nur ein wenig mehr Lore bereithalten. Nie zu wissen, was einen erwartet, ist eine der grossen Stärken von Avowed.


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Neben vielen Gesprächen mit allen möglichen Personen steht der Kampf im Vordergrund. Mit Schwert und Schild, zwei Pistolen, einem Gewehr, Zauber-Stäben und -Büchern oder schweren Zweihändern stürzt man sich in dynamische Echtzeitkämpfe. An und für sich macht Avowed dabei wenig Neues. Die Scharmützel fühlen sich dynamisch und geschmeidig an, sei das in der Offensive oder der Defensive. Man führt Dashes zum Ausweichen aus, blockt gegnerische Angriffe, um sie für Konter offen zu lassen oder nimmt Gegner aus der Distanz unter Beschuss. Dabei kann man über die Optionen frei zwischen der 1st- und 3rd-Person Ansicht wechseln und so seine bevorzugte Wahl treffen.


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Was die Kämpfe aber aus der Masse herausstechen lässt, hat mit der agnostischen Klassenwahl zu tun. Wer genug Erfahrungspunkte gesammelt, steigt im Level auf und kann nicht nur seine Werte für Schaden, Gesundheitspunkte oder Mana erhöhen, sondern auch neue Skills zu seinem Inventar hinzufügen. Diese sind in drei Klassen, Kämpfer, Ranger und Magier, unterteilt und alle fünf Level gibt es eine neue Reihe an Skills, die man auswählen darf. Man ist dabei aber völlig frei, welche Fähigkeiten man lernen will. Man kann alle Punkte in Nahkampffertigkeiten für den Krieger stecken und dann einen bis drei weitere Punkte in den Ranger-Baum investieren, um dort einen beschwörbaren Bären freizuschalten. Oder man nimmt als Magier ein paar Skills des Kriegers, um auch im Nahkampf austeilen zu können. Es gibt keine Vorraussetzungen, die man erfüllen muss, um etwas Neues zu lernen, was einem unglaublich viele Freiheiten gibt.


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Ähnlich sieht es auch mit allen Waffen aus. Man darf jederzeit alle Waffentypen nutzen, egal in welche Fertigkeiten man seine Punkte investiert. Zweihandhämmer sind nicht nur den Kämpfern vorbehalten, ebenso wenig sind die Zauberbücher exklusiv für Magier. Der Kniff hierbei ist, dass man immer zwei Sets an Waffen ausgerüstet haben kann. Mit nur einem Tastendruck wechselt man zwischen den beiden Sets mitten im Kampf, was sich fantastisch anfühlt. Da man in jeder Hand eine andere Waffe ausrüsten darf, kann man zum Beispiel ein Schwertkämpfer mit einer Pistole in der anderen Hand sein. Wer Bock auf Magie hat, kann zwei Zauberstäbe ausrüsten und mit diesen seine Gegner beharken. Sowohl das fehlende Klassensystem als auch die Möglichkeit zweier komplett unterschiedlicher Waffenkombinationen machen die Kämpfe unglaublich spannend und fast nie langweilig.


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Die Auswahl an Waffen, Rüstungen und sonstigen Items ist riesig. Fantastisch ist, dass sich die einzigartigen, seltenen Waffen, die man findet, wirklich voneinander unterscheiden. Sie bieten nicht nur passive Boni wie eine bestimmte Prozentzahl an zusätzlichem Schaden, sondern oft aktive Effekte, die den Verlauf der Kämpfe unterschiedlich gestalten.


Die Auswahl an Gegnertypen in diesen Kämpfen fühlt sich jedoch ein wenig zu beschränkt an. So gut wie alle möglichen Feinde hat man in der ersten Hälfte des Spiels bereits gesehen. Alle humanoiden Feinde sind immer in die gleichen Typen eingeteilt: Heiler, die aus dem Hintergrund die Nahkämpfer versorgen, welche entweder mit Schild langsam auf einen zulaufen oder mit schweren Waffen verprügeln wollen. Die mutierte Flora und Fauna wiederholt sich leider auch sehr schnell. Man bekommt es zwar mit neuen Varianten zu tun, die vielleicht einen anderen Typ von Schaden verursachen, aber abwechslungsreich ist das nicht.


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Ein weiteres Problem ist der letzte Akt des Spiels, welchen wir hier natürlich nicht spoilern werden. Aber wie in Spielen dieser Art gewohnt, gibt es einen Point-of-no-Return in der Geschichte, von dem man nicht wieder zurück kann, bis man den Abspann gesehen hat. Das Spiel weist einen darauf hin, man kann einen Speicherstand anlegen und an diesen Punkt zurückkehren, um alles zu erledigen, was man vielleicht verpasst hat. So altbekannt wie bewährt. Unverständlich ist dafür, dass es in diesem letzten Akt jedoch noch jede Menge neuen Loot zu finden gibt. Dazu gehören nicht nur die höchste Stufe der Verbesserungen für Items, sondern einzigartige Waffen und Rüstungen mit ganz neuen Effekten. Diese kann man zwar für die letzten Stunden des Spiels nutzen, es gibt jedoch keine Möglichkeit, diesen Loot im Rest der offenen Welt zu nutzen. Es ist schade, dass einige der besten Waffen und Items dadurch fast komplett an Bedeutung verlieren und kaum genutzt werden.


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Auf der technischen Seite ist Avowed generell eher durchwachsen. Auf der einen Seite steht das tolle Design und der Look der Welt. Oft stellt es sich gegen den gewohnten Fantasy-Strom, was schön anzusehen ist. Dazu kommt ein absolut fantastischer Soundtrack, eine überaus gelungene englische Synchronisation und eine gute deutsche Übersetzung. Es gibt jedoch zum jetzigen Zeitpunkt einige ziemlich unschöne Elemente, die den Gesamteindruck deutlich mindern. So konnten wir mehrere Kopfgeldjäger-Quests nicht abschliessen, weil die Gegner die nötigen Gegenstände zum Abschluss der Aufgabe nicht fallen liessen. Das passierte in drei der vier Gebiete, was schade ist. Während das Spiel mehrere Optionen in Sachen Framerate und Qualität der Grafik bietet, bestand in jedem dieser Modi immer wieder das Problem, dass sich Figuren in Dialogen mit einer sehr niedrigen Framerate bewegten, was einen komplett aus der Welt gerissen hat.



Fazit:

Avowed bietet einem eine unglaublich tolle Zeit in einer wunderschönen, fantastischen Welt, die vollgepackt ist mit sinnvollen Inhalten. Weniger ist hier definitiv mehr und die Stärke des Writings runden das Paket weiter ab. Die Kämpfe fühlen sich toll an und das Fehlen von traditionellen Klassen- und Waffenrestriktionen machen alles nur noch besser. Es hat jedoch auch seine Ecken und Kanten und besonders im technischen Bereich hoffen wir auf einige Verbesserungen nach dem offiziellen Release. Doch keines dieser Probleme schränkt den möglichen Spielspass auch nur ansatzweise ein.


Avowed Test, Review, Testbericht des Action RPGs von Obsidian für Xbox Series und PC. Wertung und Fazit.

Avowed ist für PC, Xbox Series X|S und im Game Pass erschienen. Wir haben das Spiel auf der Xbox Series X getestet. Das frühe Test-Muster stammt von Microsoft, wofür wir uns herzlich bedanken!


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