Nach zahlreichen Franchises aus dem Manga- und Animebereich wagen es die kreativen Köpfe bei CyberConnect2, ihren eigenen Ideen Leben einzuhauchen. Asura’s Wrath betritt in vielerlei Hinsicht Gebiete, in welche sich zuvor nur wenige Entwickler getraut haben und versucht, mit einer wirklich durchgeknallten Ladung Action die zerstörerische Wut des Halbgotts Asura zum Ausdruck zu bringen. Ob das Spiel ansteckend ist und den Spieler selbst in Rage versetzt, oder ob die Action doch eher Begeisterung hervorruft, könnt ihr in unserem Review herausfinden.
Ohne grosse Erklärungen geht’s gleich los mit der Action und man bekämpft riesige, meteoritenähnliche Monster im Weltraum im Stile eines Shooters. Ihr schlüpft in die Rolle von Asura, einer von acht Halbgott-Kriegern, deren Aufgabe es ist, die Erde vor den Mächten des Bösen zu verteidigen. Bevor man sich versieht, schlägt man bereits Gegner in der Grösse von Planeten entzwei und bekommt geladene Cut-Scenes und Animationen vom feinsten zu sehen. Das Spiel vergeudet also keine Zeit damit, den Ton anzugeben, denn dieses Tempo ist von Anfang bis Schluss Programm.
Die Story spielt dabei eine entscheidende Rolle und ist wie eine Art Animeserie in Kapitel und Akte aufgeteilt. Dabei wurde an Drama nicht gespart. Asura wird von seinen Götterkollegen hintergangen. Nicht nur hängen sie ihm den Mord an ihrem geistlichen Oberhaupt an, sondern sie töten auch seine Frau und entführen seine Tochter für ihre eigenen machthungrigen Zwecke. Wenn das nicht schon genug wäre, wirft der Anführer der sieben Götter den rebellischen Asura in sein frühzeitiges Grab auf die Erde. Doch Asura’s Wut kennt keine Grenzen. Es mag 12'000 Jahre gedauert haben, doch nicht einmal die Unterwelt konnte diesen Zorn im Zaum halten und der Gepeinigte erhält seine Chance zur Rache. Die Geschichte wird neben den zahlreichen Cutscenes auch durch eine Art Fernsehsprecherin und durch meisterhafte Illustrationen erzählt. Die Liebe zum Detail sticht dabei gleich ins Auge. Die Storyteller haben es teilweise sogar zu gut gemeint, denn an einigen Stellen werden Dialoge aus den Cutscenes cirka 10 Sekunden später gleich wiederholt. Andernfalls kann man die Erzählweise eigentlich nur loben, denn diese ist abwechslungsreich und langweilt nie. Einen grossen Beitrag dazu leistet auch die Musik, welche die Geschehnisse noch besser hervorhebt. Eine Auskopplung des Soundtracks auf CD zu versäumen wäre jammerschade.
Diese hervorragende Präsentation und Erzählweise ist jedoch mit einem hohen Preis behaftet. Innerhalb der wirklich sehr kurzen Spielzeit von sechs Stunden, die man mit Asura’s Wrath etwa verbringt, sind ca. 70% Cutscenes und nur 30% eigentliches Gameplay. Das heisst nicht, dass man während den Cutscenes nur zuschauen muss, denn wie bei Naruto Ultimate Ninja Storm muss man schnelle Reflexe zeigen beim Eingeben von Controller-Kommandos. Diese Quicktime-Events machen das Spiel aus und sorgen für noch nie zuvor gesehene Action. Doch spielerisch ist man praktisch nie gefordert. Sogar in den Schlachten, in denen man die volle Kontrolle unseres gehässigen Protagonisten übernimmt, kommt keine grosse Freude auf. Nicht nur lassen sich die Schlagabtausche schlecht steuern, sondern sie lassen sich auch mit wiederholtem Druck auf eine einzige Taste lösen. Es gibt zwar wählbare Schwierigkeitsgrade im Spiel, die Herausforderung wird dabei aber nicht merkbar grösser. Wenn man Asura’s Wrath also eine Chance geben will, muss man sich bewusst sein, dass man öfters nur Zuschauer ist anstatt interaktiver Teilnehmer.
Trotzdem muss den Jungs von CyberConnect2 ein Kompliment gemacht werden, denn wer Neues wagt, wird zwar nicht immer belohnt, öffnet aber die Türen für Innovation welche die Game-Industrie momentan bitter nötig hat. Mehr spielbarer Anteil und ein Kampfystem im Stile von Devil May Cry hätten diesen Titel zu einem Klassiker machen können. Wer aber wie ich auf Manga und Anime oder sonst auf völlig übertriebene Szenarien steht, dem geht etwas durch die Lappen, wenn er Asura’s Wrath einfach so an sich vorbeiziehen lässt. In welchem anderen Spiel kann man gigantische Mammuts mit Kopfnüssen ins All befördern oder in bester Shootermanier auf Riesentintenfische im Weltraum ballern nur um Minuten später in einen Showdown à la Dragonball auf dem Mond verwickelt zu werden? Fällt euch keines ein? Mir auch nicht.
Fazit:
Asura’s Wrath ist schwierig einzuschätzen, da es einerseits Spass macht und beeindruckt, aber auf der anderen Seite nicht wirklich als Videospiel durchgeht. Was hier auf dem Bildschirm geschieht, ist Action in seiner puren Form, doch dabei hält man das Pad in der Hand und wäre viel lieber Teilnehmer als nur Zuschauer. Im Grossen und Ganzen sprechen sehr viele Argumente für Asura’s Wrath, aber darüber schwebt ein ganz grosses Kontra wie eine Regenwolke. Wenn euch der drohende Regen aber nichts ausmacht schadet ein näherer Blick bestimmt nicht.
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