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AutorenbildAndy Meier

The(G)net Review: Assassin's Creed Valhalla

Hey hey Wickie, hey Wickie hey! Zieh fest das Segel an. Hey hey Wickie, die Wikinger, sind hart am Winde dran. Und Assassins Creed schreitet in der Zeit voran. Weg vom alten Griechenland, hin zum Jahre 873. Also nur noch 1.147 Jahre hinter der aktuellen Zeitrechnung. Ob sich bis auf die Jahreszahl noch weitere bahnbrechende Neuerungen im neusten Serien-Ableger zeigen?



Wo wir schon bei Zeitrechnungen sind: Am 27. Oktober 2017 startete jene von Assassin’s Creed neu. Mit "Origins" haben wir Bayek dutzende von Stunden durch das alte Ägypten begleitet. Aber nicht mehr im von Fans über Jahre bekannten Spielprinzip. Stattdessen verbesserte sich der Medjai mit zunehmendem Spielverlauf in diversen Fähigkeiten und wurde mehr und mehr zum Tausendsassa der Wüste. Diese neuen Rollenspiel-Elemente wurden mit Odyssey noch weiter ausgebaut. Nun galt es nicht mehr nur, den eigenen Charakter stets zu verbessern, sondern auch noch ein Auge auf dessen Klamotten zu haben. Ja selbst dessen Schiff und die Besatzung durfte (musste) man mittels gefühlt unzähligen Rohstoffen aufwerten. Zwar bot die Griechenland Erfahrung insgesamt das geschliffenere Gameplay, aber gerade der oft notwendige Level-Grind führte bei vielen Spielern zu Kritik.


Soviel zu der Vergangenheit. Für die Gegenwart haben wir bei der ersten Ankündigung mit einer Weiterentwicklung der "Odyssey-Formel" gerechnet. Doch weit gefehlt: Wer sich in den beiden Vorgängern heimisch fühlte, muss sich im Mittelalter erstmal mit der einen oder anderen Neuerung zurechtfinden. Was nicht gleichbedeutend mit einem völlig neuen Spielgefühl ist. Noch immer steuert sich unser Wikinger (nach Belieben auch eine Wikingerin) geschmeidig durch oftmals wunderschöne Landschaften und Gegenden. Auch 2020 klettert der Assassine auf Aussichtspunkte, um jene zu synchronisieren und das Ausschalten von unzähligen Wachen steht ebenfalls auf seiner To-Do Liste.



Obschon das Grundgerüst ähnlich ist, spielt sich der neuste Serien-Ableger trotzdem anders als seine beiden Vorgänger in der Antike. Da wäre einerseits das Spielgefühl von Eivor selbst. Es fühlt sich insgesamt wuchtiger an, kerniger. Das Kampfsystem ist überarbeitet worden und wirkt jetzt griffiger. Egal ob mit Schild und Axt oder zwei Angriffswerkzeugen gleichzeitig, die Kämpfe spielen sich ein klein wenig besser als früher. Das ist auch dringend notwendig, denn obschon auch in der Wikingerzeit viel geschlichen wird, stehen direkte Kämpfe häufig auf dem Programm. So fällt Eivor - und seine freundlichen Nachbarn - gerne in Küstendörfer und Festungen ein, was zwar Spass macht, mit Schleichen aber wenig zu tun hat. Ist der Wikinger alleine in fremden Städten, darf er sich ab und an die Kapuze überziehen und in Menschenmassen untertauchen.



Ein zentraler Unterscheid zu vorherigen Besuchen im Animus ist die Home-Base, welche wir stets wieder besuchen und ausbauen dürfen. Das erinnert etwas an den zweiten Teil von Red Dead Redemption. Die Dorfbewohner haben mehr Charakter als so mancher NPC aus vergangenen Ubisoft-Tagen. Das «Zuhause» fühlt sich authentischer an, persönlicher. Die nordischen Nachbarn animieren zudem zu Trink- und Würfelspielen oder gar Dichter-Battles, die die Charakterwerte von Eivor verbessern. Die Heimat dürfen wir nach Belieben (genügend Ressourcen vorausgesetzt) ausbauen und erweitern. Hier hört man es schon raus; die unaufhörliche Suche nach Rohstoffen bleibt auch 2020 nicht aus, ist aber im Vergleich zum Vorgänger stark gemässigt. Die Updates in der Heimat haben nicht nur kosmetische Effekte. Der Kartograph beispielsweise ergänzt die Übersichtskarte mit wichtigen Symbolen. Doch mehr dazu im nächsten Abschnitt.



Denn egal welchen Spielmodus wir zu Beginn anwählen, Liebhaber der abzugrasenden Fragezeichen auf der Karte, werden erstmals enttäuscht sein. Bereits Odyssey bot im Entdecker-Modus an, die Kartenmarkierungen auszublenden. Wirkte das Element damals noch etwas aufgesetzt, ist das freie Erkunden ohne Marker-Überfluss nun fest ins Spiel integriert. Leuchtende Markierungen in der Welt machen uns stattdessen auf interessante Orte aufmerksam, allerdings längst nicht alle. Viele interessante Dinge entdecken wir nur mittels Erkundung der gewohnt gigantisch grossen Welt.



Passend dazu ist der geliebte, gefiederte Freund wichtiger Fähigkeiten beraubt worden. Segelte der Vogel vorher über die Welt und markierte locker-flockig alles und jeden, sorgt er nun nur noch für eine Grund-Übersicht. Beim Rumschleichen ist stets ein Druck auf R3 notwendig, womit Gegner in nächster Umgebung rotschimmernd hervorgehoben werden. Und wer kennt es nicht aus dem alten Griechenland: Selbst bei markierten Truhen war das eine oder andere Mal mühselige Sucherei notwendig. Hat das Spass gemacht? Eher nein.



Ernüchternd wird es jetzt: Dieses Absuchen nach hübschen Updates stört leider viel zu oft den Spielverlauf und macht auch hier nur wenig Spass. Immerhin werden wir nicht mehr mit unzähligen Items zugeschossen, die sich in den Werten nur geringfügig unterscheiden. Grundsätzlich lässt sich das gesamte Spiel mit den Anfangs-Klamotten durchspielen – in der Heimat lässt sich diese aber stets aufwerten.



Um im Level voranzukommen gilt auch in Valhalla: Der schnellste Weg ist der pompös inszenierten Story zu folgen. Präsentation top, Inhalt – nicht Flopp – aber auch nicht viel mehr als befriedigend, was den Titel diesbezüglich in etwa auf die gleiche Ebene hebt, wie dessen Vorgänger. Das kann man leider nicht mehr über die überall im Lande anzutreffenden Nebenquests sagen. Genau genommen sind es auch keine Solchen mehr, sondern sogenannte «World Events». Jene versuchen durch Humor zu brillieren, was aber selten grandios funktioniert. Fordernde Festungs-Infiltrierungen suchen wir dort jedenfalls vergeblich.



Zu guter Letzt wäre da noch die Grafik, die Atmosphäre, das Prunkstück der Assassin's Creeds der vergangenen Jahre. Und genau das finden wir hier wieder vor. Es fühlt sich einfach gut an, Teile des mittelalterlichen Europas zu durchqueren. Die verschiedenen, wunderschön gestalteten Landschaften ziehen uns rasch in ihren Bann. Einmal mehr ist der Star des Spiels die Open World; was bei einem Open World Titel gar nicht mal so schlecht ist.



Fazit:

Die Zeit mit den Wikingern ist eine zweischneidige Axt. Einerseits erwartet den Spieler eine der bis dato schönsten und detailreichsten offenen Welten überhaupt. Auf der Kehrseite der Medaille warten wenig interessante Nebenaufgaben. Was Odyssey bis zum Überdruss anbot, ist bei Valhalla zu wenig vorhanden. Es ist erfrischend, dass gefundene Gegenstände wieder einen höheren Wert haben, da nicht mehr tausende davon rumliegen. Andererseits ist das Suchen von Truhen zweitweise einfach nur mühselig. Ich bewege mich aber einfach zu gerne durch die epischen Landschaftsbilder, als dass ich dem Spiel die vielen kleinen Nickligkeiten übelnehmen könnte, die es immer mal wieder gegen mich auffährt. Insgesamt gefällt mir Assassin's Creed Valhalla etwas weniger gut als sein direkter Vorgänger. Das liegt grösstenteils daran, dass mich Odyssey mehr in einen «Flow» versetzt hat, der es mir nur schwer möglich machte, das Joypad beiseite zu legen; da noch eine Festung, da noch eine Nebenquest, und auf dem Weg dahin noch ein Lager erledigt. Das wirkt alles etwas weniger fluffig jetzt. Das unverbrauchte Szenario, zusammen mit einigen der gewohnt guten Assassin’s Creed Tugenden, versprechen letztendlich aber doch wieder dutzende Stunden bester Unterhaltung.




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