Knapp 1 Jahr nach dem tollen Assassins Creed 2 liefert Ubisoft nun schon den dritten Teil der Serie nach. Ob es sich hierbei wirklich um einen würdigen Nachfolger handelt oder ihr lieber die Finger davon lassen sollt, lest ihr im folgenden Review.
Brotherhood kann man gut als Teil 2.5 betiteln. Die Story, Charaktere sowie Zeitepoche blieben gleich. Ihr folgt der Geschichte von Ezio Auditore di Firenze in seinem Kampf gegen die Borgia. Nach dem sehr abrupten und offenen Ende des zweiten Teils setzt Brotherhood ein. Nachdem ihr Rodrigo Borgia konfrontiert habt und euch wieder zurück in eurem Unterschlupf die Villa Monteriggioni befindet, sollte Ezio seine Mission eigentlich erfüllt haben. Doch wie so oft kommt es anders - so auch hier. Der Sohn von Rodrigo, Cesare Borgia ist sichtlich unzufrieden mit den Ereignissen. So hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Assassine zu jagen. Dadurch geschieht es auch, dass die Villa, die ihr im 2. Teil aufgebaut habt, mit einer Armee angegriffen und dem Erdboden gleich gemacht wird. Ezio sowie seine Mutter und Schwester können sich noch in letzter Sekunde retten, Ezio wird aber verwundet. Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich in Roma. Eure Aufgabe ist jetzt klar: Cesare Borgia muss sterben.
Assassins Creed Brotherhood fühlt sich sofort wie der Vorgänger an. Euch steht ganz Rom zum Erkunden offen. Die Stadt wurde wunderschön nachgestellt und es finden sich alle relevanten Monumente vor. Die schiere Grösse der Stadt ist unglaublich. Ein Gebiet dreimal so gross wie Florenz steht bereit, von euch entdeckt zu werden. Zu den Aufgaben gehören die aus dem Vorgänger bekannten Elemente wie Zielpersonen ausschalten, Leute belauschen, Leute verfolgen, unzählige Federn sowie Flaggen sammeln, Katakomben erforschen und viele mehr. Das Konzept blieb gleich - etwas zu gleich. Kenner werden zu Beginn ein wenig leer schlucken müssen, da das Spiel enorm dem Vorgänger ähnelt und ihr keine Ausrüstungen oder dergleichen aus dem Vorgänger übernehmen könnt. Dadurch macht ihr eigentlich noch einmal dasselbe wie ihr schon gemacht habt (für weitere 20 Stunden) und das wirkt sehr repetitiv. Doch ein paar Neuerungen haben sich die Entwickler trotzdem einfallen lassen.
Anstatt die Villa aus dem zweiten Teil aufzubauen, ist es euch nun vergönnt, die ganze Stadt Rom aufzupeppen. Rom ist in 12 Zonen aufgeteilt. In jeder von diesen Zonen, herrscht ein Borgia. Bevor ihr euch nun als Architekt versuchen könnt, gilt es, den Borgia Chef umzunieten, den Turm zu erklimmen und diesen anzuzünden. Dadurch werden die Wachen verscheucht. Ebenfalls könnt ihr danach alle Läden im Umkreis, gegen Bezahlung aufrüsten. Noch immer könnt ihr Gemälde, Heilitems, neue Ausrüstung, neue Waffen, Karten sowie viel anderes in den verschiedenen Läden einkaufen. Neu hat es nun Banken, in welchen ihr erworbenes Geld einsacken könnt, sowie Pferdeställe, was uns zur nächsten Neuerung bringt:
In den Vorgänger war es verboten, mit den Pferden in den Städten zu reiten. Im neuesten Teil könnt ihr nun munter durch die Strassen galoppieren und euch sogar per Knopfdruck ein Pferd bringen lassen. Leider sind die Tiere sehr langsam unterwegs. Vielerorts bleiben sie auch hängen. Kämpfen könnt ihr auf den Pferden nun auch, sowie berittene Gegner um die Ecke bringen.
Die namensgebende Brotherhood ist auch eine der Neuerungen im Spiel. Nach etwas längerer Spieldauer könnt ihr verschiedene Assassine befehligen. Diese lassen sich danach auf Knopfdruck für diverse Situationen tödlich einsetzen. Ihr könnt sie sogar ausbilden, worauf sie immer stärker und effizienter werden. Euch stehen noch immer die anderen Helfer wie Prostituierte oder Söldner zum Anheuern zur Verfügung. Dadurch wird das Spiel noch leichter als es ohnehin schon ist. Die Kämpfe gegen die unzähligen Soldaten sind relativ langweilig, da sie nach dem immer gleichen Schema zu bewältigen sind. Durch die Möglichkeit, gegnerische Angriffe tödlich zu kontern, beschränken sich die Massenschlachten auf simples Kontern. Das ihr darüber hinaus noch Helfer einsetzen könnt, macht das ganze Spiel zum Spaziergang.
Leonardo da Vinci hat sich ebenfalls nach Rom begeben, um für die Borgia Kriegsmaschinen zu bauen. Ezio ist natürlich gerne bereit, für seinen alten Freund diese Kriegsmaschinen an den Borgia auszuprobieren. Diverse Missionen absolviert ihr nun auf einer Kutsche mit Gatling Gun, einem Schiff mit Kanonen. Sogar per Gleitschirm könnt ihr Brandbomben auf die Gegner prasseln lassen. Diese Missionen sind eine enorme Abwechslung gegenüber den ansonsten sehr ähnlichen Aufträgen.
Nach gut und gerne 20 - 30 Stunden habt ihr den Einzelspielermodus geschafft. Doch damit ist das Spiel noch lange nicht zu Ende. Die Entwickler gönnen euch sogar noch einen tollen, innovativen Mehrspielermodus! In diesem wechselt ihr die Seite und spielt als Abstergo, also Templars. Die Idee dahinter ist, dass ihr eine Zielperson ausschalten müsst. Erschwerdend kommt aber dazu, dass währenddessen die andern Spieler die gleiche Person jagen und euch ebenfalls! Dadurch ergeben sich viele spannende Momente, da es sich wie das Solospiel anfühlt. Dazu kommen die unzähligen Bewohner auf der Strasse, die euch oder anderen Spielern gleichen; dadurch ist die Tarnung natürlich perfekt, denn jeder Spieler kann in der Menge untertauchen und sich so unbemerkt an die ahnungslosen Spieler heranschleichen. Am meisten Punkte kriegt ihr natürlich nur, wenn ihr es schafft, unbemerkt zu töten. Euch stehen 4 verschiedenen Modis offen, für Teams wie aber auch Solospieler. Durch die Möglichkeit, sich (wie beispielsweise in Call of Duty) aufzuleveln, motiviert der Mehrspielermodus enorm.
Assassins Creed war damals eine Augenweide; selten zuvor sah man eine so prächtige Grafik mit dermassen vielen Details. Der Nachfolger vergrösserte das Spielfeld drastisch. Doch schon da sah man, dass die Engine vor Probleme gestellt wurde. In Brotherhood merkt man nun, dass diese langsam am Ende ist. Viele Ruckler, Tearing und Pop Ups sind dauernd bemerkbar. Häufige Ladezeiten stören. Viele Charaktere wirken steif. Die Pferde oder ihr selbst bleiben vielerorts hängen. Viele Fehler, die wohl bei längerer Entwicklungszeit ausgemerzt worden wären. Trotzdem ist das Spiel keinesfalls hässlich. Noch immer staunt man über die enorme Weitsicht, die fantastischen Architekturen sowie die unzähligen Passanten, die das virtuelle Rom zum Leben erwecken. Auch die Animationen von Ezio sind flüssig wie immer. Schön wurde nun auch ein Tag-Nachtwechsel ins Spiel implementiert. Die Unterschiede der beiden Systeme (PS3, Xbox 360) sind marginal. Die Version für die Xbox 360 wirkt farbiger. Die technischen Probleme sind aber auf beiden Systemen vorhanden.
Die bekannten Sprecher aus dem Vorgänger sind wieder mit ihren Stimmen dabei. Die Sprachausgabe ist durchwegs positiv. Die Musik untermalt die Atmosphäre sehr gut. Wenn ihr unentdeckt seid, hört ihr die Musik leise. Werdet ihr entdeckt, setzt ein spannende Orchestrierung ein. In der Stadt selbst hört ihr überall Leute reden, Händler ihre Ware anpreisen sowie Sprecher, die neues über den Alltag erzählen.
Fazit:
Assassins Creed Brotherhood hat viele AHA-Momente. Wem wie ich ein riesiger Fan der Serie ist, wird alles bekannt vorkommen - zu bekannt. Fast alles was ich im zweiten Teil durchlebte, wird hier noch einmal durchgenommen. Und nicht einmal meine Ausrüstung oder mein Geld darf ich übernehmen. Nach dem anfänglichen Schock setzte bald das alte Gefühl ein. Nur noch ein Borgia-Turm erstürmen, nur noch eine Mission machen, nur noch ein Gebäude renovieren: Das Spielsystem motiviert noch immer sehr, aufgrund der enorm zahlreichen Möglichkeiten. Schade nur, dass der Hauptteil der Missionen noch immer sehr langweilig und eintönig wirkt. Auch die Grafik hat ihr Limit erreicht; viele Fehler prägen diese und dadurch wirkt sie nicht mehr zeitgemäss. Trotzdem; wer Assassins Creed gerne spielt, kann auch in Brotherhood eine fantastische Zeit erleben. Der Mehrspielermodus ist ein toller Zusatz, nur frage ich mich, wann und wer das alles spielen möchte - bei der umfangreichen Solokampagne? Wer, wie ich, es kaum erwarten kann, das Kolosseum zu erklimmen und die wunderschöne Stadt Rom zu erkunden, wird sich auch im neuesten Teil heimisch fühlen.
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