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The(G)net Review: Armored Core for Answer

Eigentlich hab ich mir die „Besprechung mit einem Bierchen“ nicht so vorgestellt, dass ich danach als freier Redi, meine erste Review zu schreiben hab. Auch die Worte „das wollte niemand anders haben – wäre doch eine gute Feuerprobe“ waren alles andere als ermutigend. Als mein Blick dann die DVD-Hülle streifte und ich dabei die Buchstabenabfolge zum Namen „Armored Core for answer“ (AC4A) zusammensetze, fand ich den Begriff „Feuerprobe“ mehr als passend.


Armored Core for Answer Test, Review, Testbericht.

Ihr kennt das sicherlich. Gewisse Situationen die ihr im Alltag erlebt, führen euch plötzlich Erlebnisse aus der Vergangenheit vor die Augen. Schöne und sowie auch weniger schöne (nein, ich spiele hier nicht auf die Schläge an, die ich als Kind kassiert hab). Die Schönen lass ich gerne bei einem kalten Bierchen Revue passieren. Die Unschönen versuch ich dann durch weitere Bierchen zu verdrängen, was aber meistens nicht gelingt. Als ich gestern Armored Core in meine weisse Unterhaltungskiste aus dem Hause Microsoft geschoben hab, kam nach der ersten halben Stunde eine etwas weniger schöne Erinnerung auf. Ich war handwerklich nie begabt und in Verbindung mit Mechanik und Elektronik erst recht nicht. Als meine Freunde ihre Mopeds hochgetaktet haben, hab ich verzweifelt versucht, Prozessoren mit Wärmeleiterpaste zu etwas mehr Leistung zu verhelfen und hab dabei so manchen Pentium-Prozi in die Luft gejagt. Ganz zum Verzweifeln meiner biologischen Verwandten („aus dem Kind wird nie etwas“) hab ich dann angefangen zu Zocken und hab die Finger von jeglichem handwerklichem tun gelassen.


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Nun aber zum Kern der Sache. Was ist Armored Core denn eigentlich? Im Grunde ein Bastelkasten ohne Klebstoff oder anders gesagt: Ein digitaler Bausatz! In Armored Core seid ihr als Söldner für eine private Organisation in der Welt unterwegs, um den „Uns-ist-keine-bessere-Story-eingefallen“ konkurrierenden Konzernen, eins auf die Mütze zu geben. Dafür steht euch ein Mech zur Verfügung. Für alle die es nicht wissen – Mechs sind roboterähnliche Kampfgefährte, welche aber durch einen Menschen der sich im Innern befindet, gesteuert werden. So schlagt ihr euch von Mission zu Mission durch und jettet mit dem Stahlkoloss durch potthässliche Levels und pulverisiert hunderte gegnerische Mechs, Flugzeuge und übergrosse, fliegende Städte, mit Hilfe der am Mech montierten Waffen. Klingt einfach – ist es aber nicht. Obwohl From Software die Steuerung zu meiner ganz persönlichen Freude komplett vereinfacht hat. Für Veteranen steht die komplexere „alte“ Steuerungsmethode aber nach wie vor zur Verfügung.


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Aber trotz der angepassten Steuerung ist das neue Armored Core ein Frustspiel, das seinesgleichen sucht. Denn mit der oben genannten Änderung ist auch schon alles zum Thema „wir wollen ein breiteres Publikum ansprechen“ gesagt. Armored Core for answer lässt euch nämlich nach einem sehr kurzen Tutorial zur Steuerung und einer viel zu einfachen ersten Mission, komplett im Raum stehen. Euch wird nichts mehr erklärt. Und genau das wäre nötig gewesen. Selbstverständlich steh ich nicht auf Spiele welche mich Mission für Mission an die Hand nehmen und mich wie ein Vollidiot darüber aufklären, dass der rot leuchtende, böse ausschauende Mensch vorne ein Gegner sei, und ich mich bitte darum kümmern solle, ihn ins Jenseits zu befördern. Aber bei einem Spiel mit einer solchen Tiefe, hätte ich mir schon etwas mehr „Hilfe“ gewünscht. Ihr könnt nämlich praktisch jede Schraube eures Mechs einzeln justieren. Durch das erfolgreiche erfüllen der Missionen sahnt ihr ordentlich Kohle ab, die ihr in neue Teile investieren könnt. Dabei greift ihr auf ein unglaublich grosses Arsenal von Panzerzungen, Laserkanonen, Raketenwerfern, Boostreglern, Stabilisatoren und alles was der moderne Mech sonst noch so braucht zurück, um eurem Eisenliebling den richtigen Wums-Faktor zu verpassen. Macht ihr das nicht, werdet ihr euch bald vor unlösbaren Problemen wiederfinden, weil schon die dritte Mission ohne Anpassung des Mechs pappenschwer wird. Und zwar nicht etwa weil die Gegner besonders stark oder klug sind. Teilweise wird ein präziser Schuss auch durch die schwerfällige Kamera verunmöglicht.


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Aber vielleicht ist die Kamera ja absichtlich so störrisch und nahe am Mech dran, dass ihr die hässlichen Landschaften nicht beachten müsst, die euch das Programm vor den Latz knallt. Ja, die harte Wortwahl ist hier tatsächlich mit Absicht getroffen und lässt nicht auf einen mangelnden Wortschatz des Schreiberlings schliessen. Denn was grafisch geboten wird, ist auf gut deutsch unter aller Sau. Zwar ist das Mechmodell schön detailreich modelliert, ansonsten bewegt ihr euch mit eurem Mech aber ödem Sand-, Beton- oder Schneegelände, welches hässlicher fast nicht sein könnte. Die Hochhäuser die ab und an in der Ferne aufbloppen und dem sterilen Leveldesing wohl etwas „Abwechslung“ geben sollten, bestehen höchstens aus 4 Polygonen und sehen richtig lächerlich aus, wenn sie unter Beschuss in sich zusammenstürzen. Auch die Explosionen (von denen es in Armored Core zur Genüge gibt) erinnern eher die Sprite-Blutspirtzer aus Wolfenstein 3D als an ein Next-Gen-Game. Als kleiner Trost kann ich euch aber die Render-Sequenzen ans Herz legen, die wirklich mit viel Liebe gemacht worden sind und auch richtig toll ausschauen.


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Nach den rund 40 gelösten Missionen steht euch noch erstmalig ein Multiplayer-Modus zur Verfügung der euch 30 Missionen aus der Einzelspielerkampagne mit einem Freund bestreiten lässt, was wesentlich mehr Laune macht als der Singleplayer-Modus. Neben den Coop Missionen habt ihr auch noch die typischen Deathmatch-Varianten, die ihr gegen bis zu sieben Freunde spielen könnt. Dabei fällt die Individualisierung der Mechs sehr stark ins Gewicht, was positiv auffällt. Obwohl ich in den Online-Schlachten nie eine Chance hatte (da ich meinen Mech so schwer gepanzert habe, dass er sich kaum noch vom Fleck bewegen konnte) hatte ich ein paar vergnügliche Onlinestunden mit Armored Core for answer.



Fazit:

Armored Core for answer ist ein zweischneidiges Schwert. Fans und Kenner der Serie werden mit dem Programm ihre wahre Freude haben, da alles was auch die zwölf Armored Core Vorgänger ausgemacht hat, im Paket vorhanden ist. Mir als Action-Fan ist das Spiel schlicht und einfach zu komplex und lässt mich mit den ganzen Möglichkeiten die es bietet im Stich, so dass ich mich damit nicht richtig anfreunden konnte. Die hässliche Grafik setzt dem Ganzen noch die Krone auf und erhält von mir das Siegel „ganz nett es mal gespielt zu haben, aber mir reichts!“.


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