Lange haben Tennis-Fans gewartet, nun endlich darf auch auf der PS4 wieder die Hand ans Racket gelegt werden. Eigentlich warteten alle gespannt auf Tennis World Tour, doch wie aus dem nichts bringt Big Ant Studios ihre eigene Simulation zuerst auf den Markt.
Mit Rafael Nadal und Angelique Kerber sind zwei grosse Namen mit dabei und haben es auch gleich aufs Cover des Spiels geschafft. Dies verspricht schon viel, doch leider folgt die erste Enttäuschung schneller als der erste Return des Gegners. Gerade was die Lizenzen anbelangt wurde Geld gespart. Weder Roger Federer noch Novak Djokovic sind im Spiel enthalten. Es gibt da zwar noch die Möglichkeit der Eigenkreation, doch auf das kommen wir später noch zu sprechen.
Was sofort auffällt ist die deutsche Übersetzung. Das schnelle Spiel heisst „Lässig“, im Hilfebildschirm steht „Sop-Spin“ anstelle von „Top-Spin“ und statt „Zurück“ steht immer „Rücken“. Hier hätten sich die Übersetzer etwas mehr Zeit für die nehmen sollen. So wie es jetzt ist, mag das teilweise verwirren – wir hoffen auf eine baldige Korrektur mittels Patch. Dazu kommen leider noch weitere Fehler. So scheint es ein Ding der Unmöglichkeit, ein Doppel-Turnier zu erstellen; egal wie oft ich es versucht habe, bleibt es doch immer ein Einzelturnier. Eine weitere Schwäche in den meisten Sportspielen sind die Zuschauer. Hier macht AO Tennis keine Ausnahme, das Skript für die Fans im Stadion ist sehr dürftig und wiederholt sich leider zu oft. Wo wir schon an der Optik am rummeckern sind: Schiedsrichter und Balljungen sind äusserst statisch und hätten etwas mehr Leben vertragen. Meist stehen sie aber nur regungslos in der Gegend rum und nehmen nicht am Spiel teil.
Erwähnenswert ist der grosse Umfang des Spiels. Zwar habe ich noch keinen Spieler hingekriegt, der wirklich mein virtuelles Ebenbild darstellt, aber die Möglichkeiten einen eigenen Spieler zu erstellen sind fast grenzenlos. So ist es dann auch schön zu sehen, dass sich die Community bereits sehr viel Mühe gegeben hat, und es möglich ist die Spieler von anderen in fast lebensechter Erscheinung in sein eigenes Spiel zu integrieren. Leider gibt es auch hier eine Kritik: Versucht man den Spieler in einem „Lässig“ Match zu steuern steht anstelle des Namens nur „Zensiert“.
Richtig gut ist das Erstellen von Stadien und Logos. So kann ein komplettes Stadion inklusive den selbst erstellten Logos und dem ganzen Umschwung erstellt werden. Seien es zusätzliche Courts auf dem Gelände oder ein ganzes Parkhaus, zusätzliche Fahrzeuge oder Strassen und Bäume. Die Möglichkeiten sind dabei schon so gross, dass ich mir überlegen musste, ob ich jetzt wirklich auch noch die Ampeln und Stoppschilder aufstellen soll.
Was die Spielsteuerung anbelangt, unterscheidet sich das Spiel ganz klar von ähnlichen Spielen des Genres. Während der Spieler selbst in eine Richtung gesteuert wird, muss nach dem Drücken des Schlages anhand eines Punktes auf dem Feld noch entschieden werden, wo der Ball hinfliegen soll. Hier hätte man vielleicht mehr mit den beiden Analog Sticks arbeiten können. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, ist auch diese Steuerung zu bewältigen. Es braucht jedoch mehr Können und hebt sich ganz klar von den bis anhin produzierten Tennis-Games aus der Vergangenheit ab. Leider steuern sich die Tennis-Cracks recht hölzern und ein wirklich flüssiges Spiel scheint kaum zu entstehen. Da nützen auch die vielen Schlag-Varianten vom Slice bis hin zum Stoppball nichts mehr.
Im Eins-gegen-Eins an einem Bildschirm vermissen wir den Seitenwechsel. Wer oben beginnt, spielt auch das ganze Spiel hindurch auf dieser Position. Erfreut zur Kenntnis haben wir die Berücksichtigung des Hawk Eye genommen und nach der gefühlten 20. Challenge habe ich sogar mal eine gewonnen.
Auch in Punkto Grafik mussten wahrscheinlich auf Grund des Umfangs und des Budget einige Abstriche gemacht werden. Das Spiel sieht nicht schlecht aus, jedoch gibt es das eine oder andere auszusetzen. Dies beeinflusst das Gameplay zwar nicht negativ, ich hatte mir aber etwas mehr Feinschliff erhofft. Der Sound ist dafür sehr gelungen. Die Musik nervt auch nach Stunden noch nicht und die Soundeffekte sind realistisch, passend und stören in keiner Weise.
Der Karriere Modus ist zufriedenstellen aufgebaut und auch die Spieler die selbst erstellt oder aus der Community heruntergeladen wurden, sind in der Karriere integriert. Der Spieler kann sogar eine eigene Rangliste erstellen und nur die Spieler auswählen, die er in der Rangliste haben möchte. Den eigenen Spieler in der Karriere kann ich entweder aus den bestehenden auswählen oder wieder einen neuen generieren. Bei Letzterem gibt es zu Beginn ein Guthaben womit die Stärken des eigenen Cracks individuell festgelegt werden. Mit den gewonnenen Preisgeldern der Turniere und mit dem steigen des Levels gibt es die Möglichkeit ihn oder sie im späteren Verlauf zu verbessern. Zwischen den Spielen gibt es leider nur wenig zu tun, insgesamt wirkt der Verlauf dadurch ziemlich trist. Die Turniere richten sich an der ATP World Tour Masters 1000, der ATP World Tour 500 und der ATP World Tour 250. So muss sich der Spieler zuerst in der Weltrangliste hoch arbeiten, um sich an den immer grösseren Turnieren anmelden zu können und somit auch mehr Preisgelder zu erwirtschaften.
Fazit:
Noch bevor Breakpoint Studio ihren Titel veröffentlichen, bringen die Big Ant Studios ihr AO International Tennis auf den Markt. Leider sind zwar viele gute Ansätze mit drin, letztendlich bleibt es aber doch ein Tennis-Schnellschuss. Klar kann man die meisten Fehler noch mit einem Patch verbessern, zum jetzigen Stand wirkt das Gesamtbild aber etwas unbefriedigend. Dennoch ist der Titel für Tennis-Fans ganz gelungen, trotz vieler fehlender Lizenzen. Die Edit-Möglichkeiten sind extrem gross, die Umsetzung insgesamt jedoch mit zu wenig Liebe integriert. In der Endabrechnung enttäuscht das Spiel mehr als es begeistert, es gibt wohl gute Gründe, weswegen AO Tennis unbedingt noch vor der Konkurrenz auf den Markt musste.
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