Vertretbar oder nicht, das ist hier die Frage, denn mit Play It's "Americas 10 Most Wanted" halten wir das mit Abstand kontroverseste Spiel des letzten Jahrzehnts in den Händen. Als US-Soldat begebt ihr euch auf die Suche nach den zehn schwersten Verbrechern dieser Welt.
Gegner von Gewalt in Videospielen - oder Gegner von Videospielen im allgemeinen - haben endlich wieder neues Futter, denn in America's 10 Most Wanted spielt ihr nicht etwa fiktive Kleinkriege nach, sondern werdet waffenstrotzend in realen Schauplätzen auf real existierende Personen losgelassen. Terroristen, Drogen-Barone, Massenmörder... Osama, Saddam, Aziz, Perez, Drobek oder Charles Marcus... you name it! Most Wanted hat sie alle. US-Propaganda? Krasse Promotion-Aktion? Fest steht, dass es an Geschmacklosigkeit wohl kaum mehr übertroffen werden kann. Wir haben uns lange überlegt, ob wir über dieses "heisse Eisen" überhaupt berichten wollen. Wie ihr seht sind wir uns aber auch in diesem Fall nicht zu schade und nehmen kein Blatt vor den Mund - und bleiben somit unserem Motto treu euch knallhart und unverblümt auf dem Laufenden zu halten!
Wir hatten eine harte Zeit bei unseren Recherchen, denn fast nirgends im Netz findet man brauchbares Material zu diesem Spiel. Es scheint fast so, als möchte niemand etwas davon wissen. Das Spiel müsste an sich jeden halbwegs "normalen" Gamer abstossen, wenn es denn nicht so gut in Szene gesetzt wäre. Ihr übernehmt die Rolle von Lt. Jake Seaver, einem Veteranen in Sachen Counter-Terrorismus. Eure Mission beginnt im Jahr 1999 mit der Suche nach Osama Bin Laden in den Bergen Afghanistans. Da Osama aber den "Main-Boss" darstellt wird schnell klar, dass es sich hierbei lediglich um eine Tutorial-Mission handelt.
Während eures "Quests" besucht ihr aber nicht nur Wüsten-Länder, sondern auch Miami, Utha, eine private Insel in der Karibik und Paris. Insgesamt warten 11 knallharte Level auf euch. Das Spiel präsentiert sich als actionreicher 1st Person Shooter à la Goldeneye mit gelegentlichen Fighting-Game-Einlagen. In jeder Mission gilt es einige Aufgaben zu lösen, den bösen Buben zu finden und ihn entweder mittels Waffengewalt oder Faustkampf zur Strecke zu bringen. Das Krasse dabei: jede Exekution gibt Bonus-Punkte, d.h. wer nach der Festnahme einen Gefangenen (oder waffenlose, bereits getroffene und am Boden kriechende Gegner) noch kaltblütig erschiesst, erhält Extra-Punkte. Extra-Punkte gibt's auch für Head-Shots, Multi-Kills oder sogar für Blutspritzer im eigenen Gesicht (ja ganz recht!). Ihr könnt euch sicher vorstellen was passiert, wenn eine dieser ferngesteuerten TV-Granaten in eine Menschenmenge knallt. "Krank" ist wohl nur der Vorname.
Das weiss aber auch der Protagonist. Er labbert dauernd irgendwas von "crazy!", "that is sick!", "did you see that!!??" oder "I can't believe what's happening!!". Wie gesagt, das "Schlimmste" an Americas 10 Most Wanted ist fast schon die Tatsache, dass es mit Motion-Capturing, guter Ragdoll-Physik, ansprechendem Level-Design und gutem Sound technisch durchaus sauber in Szene gesetzt wurde. Die Fighting-Einlagen erreichen logischerweise nicht das Niveau eines Tekken, machen aber dennoch Spass.
Wieviel Arbeit die Entwickler investierten, wird spätestens bei den Extras klar, wo ihr jede Menge real-Videos, ein grosses Making-of und einige nachgestellte Film-Szenen in Hollywood-Qualität serviert bekommt. Da wurde offensichtlich jede Menge Geld verpulvert. Wer ein Auge auf die Website des Publishers wirft wird sehen, dass die Jungs kein unbeschriebenes Blatt sind (und u.A. viele Sportspiele abgeliefert haben...!?). Ihr könnt es also drehen und wenden wir ihr wollt, hinter der fragwürdigen Fassade verbirgt sich ein durchaus gelungener Action-Titel.
Fazit:
Oh je, oh je, wo soll das noch Enden? Die Spitze des Eisbergs scheint noch nicht erreicht. Soll ich das Ganze nun gut finden oder nicht? Fest steht, dass dieses Spiel auf keinen Fall in Kinderhände gehört. Aber ich bin mir fast schon sicher, gerade wegen all der Gewalt wird sich das Spiel gut verkaufen - zumindest so lange, bis es überall verboten wird. Es wundert mich ohnehin, wie solch ein Spiel den Weg in die Läden geschafft hat. "Dürfen die das?", werdet ihr euch fragen. Offensichtlich schon. Was sich Sony dabei gedacht hat bleibt mir jedoch ein Rätsel, normalerweise fallen solche Spiele "unbemerkt" unter den Tisch, damit sie schnell wieder vergessen werden. Wer es mit seinem Gewissen vereinbaren kann und über 18 Jahre alt ist, kann mal einen Blick riskieren.
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