Publisher NACON lässt sich nicht lumpen, was Simulationen allerlei Jobs angeht. Nach dem sehr durchwachsenen Taxi Simulator begeben wir uns nun in einen Krankenwagen, um virtuelle Bürger zu retten.
Aesir Interactive verwöhnte uns erst noch mit dem wenig berauschenden Police-Simulator und beschert uns mit Ambulance Life: A Paramedic Simulator gleich den nächsten potenziellen "Hit". Nach unserem sehr kritischen, aber doch wohlwollenden Review von Rony, war ich natürlich skeptisch, ob die angeprangerten Kritikpunkte im Krankenwagen-Leben erfolgreich behandelt wurden. Frohen Mutes habe ich dem Titel eine Chance gegeben und wollte mich ranmachen, die virtuelle Stadt von gesundheitlichen Problemen zu befreien.
Also kurzerhand meinen Charakter aus der bescheidenen Auswahl gezogen und los geht’s. Das Spiel beginnt auch gleich neben meinem Krankenwagen, wo mir die Kollegin erste Tutorial-Infos zuliefert. Bevor es zum ersten Patienten geht, bin ich aber selbst der Patient. Meine Y-Achse wirbelt immer in die falsche Richtung bei meinen Kameraschwenks. Also bin ich als alteingesessener Videospieler fix ins Optionsmenü, um meine geliebte Invertierungs-Option zu aktivieren. Nach längerer Suche stelle ich fest: Diese Option fehlt; das Spiel ermöglicht mir tatsächlich nicht, die Y-Achse zu invertieren. Wie ein Publisher im Jahr 2025 ein Videospiel ohne diese Option freigeben kann, erschließt sich mir nicht im Entferntesten.
Long story short: Die nächste Spielzeit blieb in erster Linie ich der Patient. Ein Spiel ohne invertierte Y-Achse zu spielen, ist für mich nahezu unmöglich. Mein Hirn macht mir schlicht einen Strich durch die Rechnung; und leider war gerade kein Paramedic in der Gegend, um mir bei diesem Problem zu helfen. Somit ist das Spiel für mich schon im Vorneherein die schlimmste Katastrophe, seit es Videospiele gibt. Gemäß dem Entwickler soll diese "völlig unwichtige und nebensächliche Option" nachgeliefert werden. Das hindert mich aber nicht daran, das Spiel komplett zu zerreißen. Wieso? Ich wiederhole es gern: Weil es für mich komplett unspielbar ist in dieser Form.
Dennoch wollte ich dem Titel zumindest die Chance geben mir zu zeigen, dass doch was unter der (Krankenwagen-)Haube steckt. Also los zum ersten Patienten und den guten Mann ausführlich untersucht. Dafür wählen wir mittels Sticks irgendwelche Punkte auf seinem Körper an und erledigen so die geforderte Reihenfolge von Aufgaben. Zu guter Letzt behandeln wir ihn virtuell und siehe da: der erste Patient ist gerettet.
Die Sanitäter-Simulation stützt sich größtenteils auf wenig spannende Minispiele. Es gilt die Taste im richtigen Moment zu drücken oder Linien nachzuzeichnen. Wirklich konfrontiert werden wir nicht mit den Problemen der Leid geplagten NPCs.
Zwischendurch fahren wir mit dem Krankenwagen durch die virtuelle Stadt San Pelicano und beobachten den hanebüchen lächerlichen Verkehr auf den Straßen, wo Autos gern und oft Unfälle provozieren; die uns aber in diesem Moment nicht interessieren. Und das passiert, obschon der Straßenverkehr unfassbar langsam zugegen ist; zumindest müssen wir uns nicht mit Stau herumschlagen. Das Fahrgefühl ist auch dann durchwachsen, wenn wir die Y-Achse nicht invertieren müssen. Ebenso unverständlich: Wieso fehlt bei einem Simulator eine Cockpit-Ansicht während der Fahrt?
Ein kleines Highlight sind ab und an auftretende Katastropheneinsätze, die innerhalb der verschiedenen Stadtteile freigeschaltet werden. Bei diesen Massenevents sollen mehrere Patienten gleichzeitig versorgt werden, was etwas anspruchsvoller ist. Die Verunglückten werden, je nach Verletzungsgrad, in vier Kategorien eingeteilt. Der erfahrene Sanitäter entscheidet selbst, wer priorisiert behandelt wird. Dank mangelnder ausführlicher Rückmeldung des Spiels bleibt oft unklar, ob die Entscheidung korrekt war oder eben nicht.
Fazit:
Es ist effektiv kein Scherz, das Spiel lässt mich die Y-Achse des Controllers nicht invertieren. Was soll ich dazu noch sagen? Ein Faktor, der den Paramedic Simulator für mich und gut 1/5 aller anderen Videospieler in dieser Form unspielbar macht. Bis auf diese «Kleinigkeit» läuft das Spiel überraschend flüssig. Die simplifiziert belanglosen Mini Games machen den Titel aber nicht abwechslungsreicher und die fehlende Cockpit-Perspektive dürfte echten Sim-Enthusiasten sauer aufstossen. Ansonsten mag die Rettungswagen/Sanitäter-Simulation für Fans des Genres vielleicht einen Blick wert sein. Abseits davon handelt es sich um ein belangloses Videospiel, das vermutlich auch nicht mehr als genau das sein möchte.
Ambulance Life: A Paramedic Simulator ist für PS5, Xbox Series X|S und den PC erschienen. Wir haben uns das Spiel auf der Xbox Series X angesehen. Das Test-Muster stammt von NACON, wofür wir uns herzlich bedanken!
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