Resident Evil war nicht Erster! Das originale Alone in the Dark aus dem Jahre 1992 steht im Guinness Buch der Rekorde als erstes 3D-Survival-Horror Spiel und gilt somit als Gründer des heute äusserst beliebten Genres.
Der gute Onkel Jeremy wird vermisst. Der vermögende Rentner ist seit einigen Tagen in seinem Herrenhaus, dem “Derceto Manor", unauffindbar. Seine Nichte Emily, von Sorgen gebeutelt, schnappt sie sich den stämmigen Privatdetektiv Edward Carnby und gemeinsam stehen sie nach einer kurzen Autofahrt vor den Toren der Villa. Bevor wir das Herrenhaus betreten, müssen wir uns für einen der beiden Hauptakteure entscheiden. Egal welchen Charakter ihr auswählt, beide steuern sich gleich. Wie mittlerweile Standard im Genre bewegen sich unsere Helden aus der Schulterperspektive und können mit einem beherzten Dodge attackierenden Gegnern ausweichen. Im Starterpack gönnt uns Entwickler THQ Nordic einen wuchtigen 6 Schuss-Revolver Revolver, mit dem wir die ersten Feinde mit treffsicheren Headshots aus dem Weg räumen.
Keine halbe Minute später stossen wir auf eine Taschenlampe, die uns die schummrigen Gänge von Derceto Manor per Knopfdruck aufhellt. Wir durchstöbern zu Beginn den Eingangsbereich und werden schon kurz danach von mehreren verschlossenen Türen aufgehalten. Heiteres Key-Hunting ist angesagt. Dank der Ingame Map wissen wir, dass grüne Räume komplett gesäubert sind, rote Zimmer immer noch das eine oder andere Rätsel oder Item beinhalten und graue Bereich bisher unbetretenes Gebiet sind. Ausserdem werden Türen, für die uns der Zugang fehlt, rot markiert.
Es ist von Vorteil, jedes gefundene Dokument mindestens einmal komplett durchzulesen, denn vielfach finden sich die Lösungen für die teils knackigen Knobelaufgaben in den Papieren selbst. Ein magischer Talisman ergänzt unser Inventar, der an gewissen Schlüsselstellen nochmals extra eine Puzzle-Lösung fordert.
In den 5 Kapiteln verbringen wir die meiste Zeit im Manor, besuchen zum Ende aber auch noch ein wenig die umliegende Gegend und landen überraschenderweise kurzzeitig in einem Schneesturm. Denn an bizarren Events und NPCs mangelt es in Alone in the Dark nicht. Des Öfteren stolpern wir über Angestellte des Hauses, die sich jedoch mit Infos zum vermissten Onkel sehr zurückhalten. Nach der ersten Eingewöhnungsphase werden wir nach den meisten Rätselabschnitten von bösartigen Scheusalen angegriffen. In zackigem Tempo marschieren die fauchenden Schattengestalten auf und zu.
Wir wehren uns wahlweise mit ein paar Freunden aus unserem Six Shooter, hauen dem Gegner mit einer Schaufel die Rübe vom Kopf oder brutzeln den Spitzbuben mit einem Molotov Cocktail. Während wir die verschiedenen Schusswaffen, die später um eine Schrotflinte und Uzi erweitert werden, permanent bei uns bleiben, nutzen sich unsere Haudrauf-Waffen nach ein paar Schlägen ab, brechen und verschwinden aus dem Inventar. Nicht besser ist es mit den Brandbomben. Diese können wir nur temporär mit uns tragen, einstecken und für einen späteren Zeitpunkt nutzen geht nicht.
Natürlich müssen wir bei einem Survival Horror stets ein Auge auf unseren Munitionsvorrat werfen, denn Patronen sind rar gesät. Verletzungen von den miesen Kreaturen heilen wir ganz klassisch für das Jahr 1920 mit einem kräftigen Schluck aus dem Flachmann.
Wir benötigten für den Run etwas mehr als 6 ½ Stunden, beim zweiten gings mit dem anderen Charakter etwas schneller, da man die Räumlichkeiten bereits kennt. Einige Rätsel und Item-Platzierungen wurden jedoch verändert, was für ein wenig Abwechslung für den zweiten Durchgang sorgt. Als kleiner Gag lassen sich die Current Gen-Charaktere im Optionsmenü durch die Polygon Originale aus dem Jahre 1992 ersetzen.
Fazit:
Das erste Alone in the Dark fand ich gruselig, aber nicht wegen den Horror-Inhalten, sondern wegen der absolut rudimentären Grafik, bei der man viel Imagination mitbringen musste. Da gefällt mir die aktuelle Neuauflage um Längen besser, auch wenn kleine technische Unebenheiten den ansonsten soliden Horror-Ausflug begleiten. So lief ab dem zweiten Level kein Soundtrack mehr und wurde durch einen kreischenden, statischen Ton ersetzt, der mich dazu zwang, den TV zumuten. Mehrmalige Resets konnten das Problem nicht beheben. Eine weitere Unannehmlichkeit ist die Zündfreudigkeit der Molotowcocktails. Je nach Lust und Laune versprühen sie bei Feindkontakt Flammen - oder eben auch nicht. Ich bezweifle, dass das so von den Devs eingeplant wurde. Es hapert auch ein wenig am Leveldesign. Die ersten paar Stunden treffe ich keinen Boss oder Level Gegner, nur um kurz vor Schluss gleich gegen 3 verschiedene Kanzler in Reihenfolge anzutreten. Das Gunplay macht Laune, auch wenn die Ladeanimationen teils ewig dauern und das Schussgeräusch häufig asynchron zur Animation auftritt. Bei den Rätseln sollte man teilweise auch einmal um die Ecke denken, denn hier werden alle Puzzle-Register gezogen. Ein paar sehr knifflige Aufgaben konnte ich trotz intensivem Studieren nicht lösen und nutzte die alte Brute Force Methode und probierte minutenlang Schlosskombinationen durch. Hat geklappt, wenn auch nicht im Sinne der Entwickler. Müsste ich Alone in the Dark in kurzen Worten gegenüber der Konkurrenz einordnen, dann ist es interessanter und Gameplay technisch besser als beispielsweise Callisto Protocol, aber eben kein Resident Evil oder Dead Space.
Alone in the Dark ist für PC, PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S erschienen. Wir haben uns die PS5-Version angesehen. Das frühe Test-Muster stammt von THQ Nordic, wofür wir uns herzlich bedanken!
Comments