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The(G)net Review: Alone in the Dark

Autorenbild: Sascha BöhmeSascha Böhme

Horror im Central Park! In New York haben sich die Tore zur Hölle geöffnet und es liegt jetzt an Edward Carnby die Dämonen zu verscheuchen, seine eigene Identität zu ergründen und nebenbei noch eine holde Maid zu retten. Wir sind mit der Taschenlampe durch die Dunkelheit geirrt.


Alone in the Dark 2008 Test, Review, Testbericht.

Wer hat's erfunden?? Nein, nicht die Schweizer, sondern Infogrames (heute Atari). Die Rede ist vom Survival-Horror Genre. Ein Genre, dass zwar von Infogrames erfunden wurde, aber erst durch Capcom's Resident Evil Serie so richtig Fuss fassen konnte. Das war 1992. Heute zählt eben dieses Genre neben dem Egoshooter und dem RPG zum beliebtesten der Gamer-Nation. Es wundert also kaum, dass sich Atari die Krone des "Überlebens-Horrors" zurückholen will und wie würde das am ehesten gelingen? Natürlich! Mit einem Next-Gen Teil des Genre-Begründers.


Alone in the Dark 2008 Test, Review, Testbericht.

Alone in the Dark - so der schlichte Titel - ist gleichzeitig ein Jubiläums-Game. Es stellt bereits den 10. Teil (!) der Serie dar. Gefeiert wird das mit einer Special Edition des Games, die neben dem Spiel den Soundtrack, ein Hardcover-Artbook, eine "Making-of"-DVD und eine Figur von Edward Carnby enthält. Um was geht es? Protagonist Edward erwacht mit tränenden Augen und einem Dröhnen im Kopf in einem Raum voller Ganoven, die wohl irgendwie an einem okkulten Ritual beteiligt waren. Das Resultat ist eine alles zerstörende Macht, die offensichtlich den Central Park eingenommen hat und New York nun Stück für Stück in eine riesige Ruine verwandelt. Zu allem Überfluss hat Edward noch sein Gedächtnis verloren und die Gangster wollen ihn auch noch "entsorgen".


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Was ist passiert? Wer bin ich? Was bin ich? Wie kann man das Böse besiegen? Fragen über Fragen, für die Edward Antworten finden muss. Bis hier hin ist alles noch rosa. Sobald ihr die Kontrolle über Edward übernommen habt gehen die Probleme aber los. Die Steuerung ist träge und ungenau, die Knopfbelegung unlogisch und die ständig wechselnden Kamera-Perspektiven sorgen zwar für einen netten, cineastischen Effekt, machen den Spieler aber öfters orientierungslos. Glücklicherweise darf man jederzeit zwischen einer 3rd- und einer 1st Person Ansicht umschalten. In der Egoansicht geht alles etwas leichter von der Hand, richtig gut steuert sich Alone in the Dark aber nie. Man kommt sich immer vor, als würde man durch Sirup waten. Während seines Streifzugs durch New York lernt Edward jede Menge Leute kennen, die ihm helfen oder auch Probleme verursachen.


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Die einzelnen Charaktere werden mit "dramatischen" Cut-Scenes vorgestellt. Leider machen eine lieblose Sprachausgabe und ein mieses Skript diese Cut-Scenes stellenweise eher zu einer Komödie als einem Horror-Drama. Viele Sprachsamples wirken deplatziert und wiederholen sich allzu oft. Und ich rede hier nicht von der deutschen Synchro! Die ist so grottenschlecht, die könnt ihr gleich vergessen. Zu allem Überfluss wirken die Animationen der virtuellen Schauspieler nur allzu of unnatürlich und wenig geschmeidig. Das Spiel ist auch zu keiner Zeit angsteinflössend, sondern eher mystisch, im Stile einer AkteX Folge. Es gibt keine Shock-Effekte wie in Resident Evil oder Silent Hill. Die Grafik macht ansonsten einen guten Eindruck. Die Texturen sind scharf und viele davon wirken dank Normal-mapping äusserst realistisch. Das sieht besonders in den Gesichtern der Figuren toll aus, wo man Hautunreinheiten, Falten und sogar Poren erkennen kann.


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Die Beleuchtung der abwechslungsreichen Szenarien ist meisterhaft, das Spiel mit Licht und Schatten phänomenal. Auch das Feuer sieht so echt aus wie noch nie in einem Spiel und breitet sich sogar realistisch auf alles brennbare der näheren Umgebung aus. Dieser Effekt hat sogar Einfluss auf das Gameplay, denn viele Puzzles und Kämpfe setzen auf die Macht des Feuers. Gegner können beispielsweise nur mit Feuer endgültig vernichtet werden. Dazu zündet ihr Stühle und anderes, brennbares Inventar an und setzt damit die Zombies in Brand. Oder ihr schmeisst sie direkt in die Flammen, auch eine Idee. Bei den Kämpfen zeigt Entwickler Eden Studios ebenfalls Mut zur Innovation. So kämpft ihr abseits von Schusswaffen ausschliesslich mit dem rechten Analogstick und ahmt z.B. den Schwung mit einer Axt damit nach. Das funktioniert besser als es sich anhört, sieht aber dank lächerlichen Animationen nicht immer schön aus. Habt ihr eine Schusswaffe zur Hand, wechselt ihr vorzugsweise in die Egoperspektive.


Alone in the Dark 2008 Test, Review, Testbericht.

Das Ballern funktioniert dank Auto-Aim einwandfrei. Eines ist klar: Die Ambitionen der Entwickler waren hoch, möglicherweise zu hoch. Das Spiel ist voller toller Ideen. Die meisten davon sind aber leider schlecht implementiert oder funktionieren nicht richtig. Das Inventory-System ist zum Beispiel "fancy" und sieht super aus, hat aber mehrere Nachteile. Erstens dürft ihr nur soviel mitschleppen, wie ihr Taschen im Mantel habt und zweitens wisst ihr nie, was ihr eingesammelt habt, bevor ihr das Item nicht in den Mantel packt und von dort aus untersucht. Ist der Mantel voll, müsst ihr euch erst von einem anderen Gegenstand trennen. Das ist zwar realistisch, aber eben nicht besonders spielfreundlich. Eine weitere, tolle Idee ist, Sachen aus dem Inventar zu kombinieren. Kombiniert z.B. ein Feuerzeug mit einem Health-Spray und ihr erhaltet einen Mini-Flammenwerfer. Oder schmeisst das Spray in die Luft und schiesst darauf, um eine Art Smartbomb zu erzeugen.


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Das Spiel belohnt euch kreativ zu sein. Das Problem ist nur, dass ihr neben den Zombies konstant mit den Kontrollen zu kämpfen habt und dass das Öffnen des Mantels (Inventar) das Spiel nicht automatisch pausiert. So macht man viel zu selten von den vielen, potentiellen Möglichkeiten gebrauch und zückt am Schluss trotzdem wieder nur den Baseballschläger. Ein weiteres Hauptaugenmerk von Alone in the Dark ist die Gamephysik. Nahezu alle Elemente wie Stühle, Tische oder dergleichen können bewegt oder in die Hand genommen werden. Ihr müsst z.B. mit Hilfe eines Stocks ein unter Strom stehendes Kabel aus einer Pfütze fischen oder Tische verrücken um eine Treppe zu basteln oder gezielt Dinge in Brand stecken um einen Weg zu schaffen. Erfreulicherweise funktionieren die meisten dieser Physikspielereien problemlos und erinnern manchmal sogar an ein Half-Life 2.


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Eden Studios hat auch versucht im Bereich "Storytelling" einen neuen Weg zu gehen, wofür sie Applaus verdienen. So sind die einzelnen Level in Kapitel unterteilt, wie wir es von einer TV-Serie wie z.B. LOST her kennen. Jedes Kapitel startet mit einer Rückblende auf die Geschehnisse des letzten Kapitels ("Previously on Alone in the Dark...") und endet mit einer spannenden Szene, um den Spieler zu motivieren, weiter zu Spielen. Die 9 Kapitel dauern jeweils ca. 30 - 45 Minuten und können von Beginn weg einzeln angewählt werden.



Fazit:

Das Next-Gen Alone in the Dark ist zwar kein Hit geworden, stellt aber der bis dato beste Versuch dar, aus dem bekannten Stoff ein anständiges Spiel zu machen. Die Entwickler hatten grosses vor und haben vieles versprochen. Nicht alles hat den Weg ins Spiel gefunden. Trotzdem finden sich eine Menge frischer Ideen. Viele davon funktionieren zwar nicht richtig, aber es beweist, dass Entwickler Eden Studios zumindest sehr daran gelegen ist, das Beste zu geben. Für einen nächsten Teil prognostiziere ich gute Wertungen, wenn man das hiesige Gerüst übernimmt und noch ein wenig Finetuning betreibt. Genre-Fans können trotz der Kritik getrost zugreifen. Erstens gibt es nicht viel Ausweichmöglichkeiten und zweitens ist die Zeit bis Resident Evil 5 noch unerträglich lange.


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