Lange ist es her: Im Herbst 1997 lancierten die Ensemble Studios einen Klassiker im zu der Zeit von Command and Conquer & co. hart umkämpften Real Time Strategie (RTS) Markt. Das ist heuer zwei Jahrzehnte in der Vergangenheit; wieviel von seinem Glanz hat Age of Empires im Laufe der Zeit verloren?
Age of Empires schaffte den Spagat zwischen hektischer RTS-Action und klassischer Rundenstrategie mit Bravour. Einerseits wird das eigene Städtchen aufgebaut und weiterentwickelt, andererseits soll die Armee nicht ausser Acht gelassen werden. Um die eigenen Einheiten aktuell zu halten, spielt Forschung eine nicht unwesentliche Rolle. Und um all diese Dinge unter einen Hut zu bringen, benötigt der angehende Herrscher eine nicht unerhebliche Menge an Ressourcen aller Art. Hört sich simpel an, erfordert aber eine nicht unwesentliche Prise taktisches Vorgehen.
Das Spielprinzip hat den Lauf der Zeit geradezu hervorragend überdauert. Auch heute macht es schlicht Laune, die eigenen Dorfbewohner auf Ressourcen-Suche zu senden und Häuser bauen zu lassen. Nebenher wird die Karte erforscht und eine kampfkräftige Truppe zwecks Verteidigung aufgebaut. Angriffslustige Naturen gehen schon in der Steinzeit zum Angriff gegen die feindlichen Kulturen über. Erfolgreiche Kriegsherren überdauern so mit ihrem Volk verschiedenste Zeitalter bis hin zur Eisenzeit.
Gerade nach der nicht ganz so überzeugenden Age of Empires 2 HD Edition haben wir uns in technischer Hinsicht nicht ganz so viel erwartet. Umso mehr war dieser Aspekt eine erfreuliche Überraschung. Bei der Definitive Edition des Erstlings handelt es sich nicht nur um eine einfache HD Konvertierung, jegliche Grafiken wurden komplett neugestaltet. Entsprechend hübsch sieht das Spiel aus. Selbstverständlich handelt es sich noch immer um ein 2D Titel in isometrischer Ansicht, aber wohl um den schönsten Vertreter dieser Gattung. Unterschiedliche Zoomstufen, von sinnlos (extrem nah) bis ebenso wenig genutzten (sehr weit weg) ist alles vorhanden. Für die meisten Spieler wird der ideale Zoomfaktor irgendwo in der goldenen Mitte liegen; und das ist auch gut so. Denn befindet sich die Kamera sehr weit weg, kann es tatsächlich zu Performance-Problemem kommen – das ist mal eine Leistung, bei einem 20 Jahre alten Spiel.
Gameplay technisch gibt es ebenso einige Kleinigkeiten zu verzeichnen. Zwar verspricht der Trailer intelligenter marschierende Einheiten, so richtig schlau sind die Jungs und Mädels bei der eigenen Wegfindung leider noch immer nicht. Dafür finden wir untätige Dorfbewohner mittels Klick in Sekundenschnelle. Die gegnerische KI erscheint ebenso etwas gepimpt, tendiert in seltenen Fällen gar zu etwas gar aggressivem Verhalten, wirkt insgesamt aber besser als im Original – soweit wir uns erinnern können.
Mit dabei ist – das wiederum durfte erwartet werden – das Add-On «Rise of Rome», was insgesamt zehn interessante Kampagnen bietet. Wer im Einzelspieler Modus unterwegs ist, um hübsche CG-Filmchen nach geschafften Einsatzzielen zu sehen, sollte einen weiten Bogen um Age of Empires machen. Bis auf einen gemütlichen Sprecher gibt es nichts in dieser Richtung, das original Film-Material wurde nicht aufgewertet, sondern ersatzlos gestrichen. Etwas schade, aber kein Genickbruch.
Insbesondere, weil Age of Empires auch heute noch vom fulminant grossartigen Multiplayer Modus lebt. Die Verbindung klappt einwandfrei und sogar über eine klassische LAN-Verbindung darf angetreten werden. Da der Titel exklusiv im Windows-Store zu finden ist, bleibt Steam aussen vor. Mit gut 20 Franken schlägt die definitive Edition aber keineswegs ein grosses Loch in die Sparbüchse.
Fazit:
Echtzeitstrategie ist nicht das Markt dominierende Genre und geriet die letzten Jahre etwas in Vergessenheit. Umso schöner, dass das Urgestein der gemütlichen RTS-Fraktion eine Neuauflage erhält, und was für eine. Tatsächlich wirkt Age of Empires 1 nun frischer als der deutlich schwächer überarbeitete zweite Teil. Fans der Serie holen sich das günstige Make-Over ohne zu Zögern, Freunde der Antike schlagen ebenso zu. Ja, für diesen Preis sollten eigentlich auch alle anderen, die dem Genre bislang kaum Aufmerksamkeit geschenkt haben, zumindest Probe spielen. So sollten Remakes aussehen!
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