Die Sonne strahlt euch ins Gesicht, die Luft flimmert. Bewaffnet mit eurer Kamera zieht ihr los, um in der brütenden Hitze von Afrika Tiere für National Geographic zu fotografieren... und tragt dabei eine Wollmütze?!
Willkommen in Afrika! In eurem Basislager mitten in der Pampa seit ihr mit allem ausgestattet, was der Fotograf und Abenteurer von heute benötigt: Foto-Ausrüstung, Laptop und Bett. Bett? Richtig, denn solltet ihr mal keine Aufträge mehr erhalten, geht ihr einfach schlafen und am nächsten Morgen sieht die Auftragslage schon wieder rosig aus! Aber wie erhaltet ihr überhaupt eure Aufträge? Dazu gibt's das interaktive 'Jambo-Safari E-Mail System' auf eurem Laptop. Eine Nachricht geöffnet, das Realfilm-Video mit dem Tierchen bei entsprechender Beschäftigung (Rennen, Essen, Sitzen, Schlafen...) studiert, noch kurz auf 'Reply' geklickt und schon habt ihr euren Auftrag.
Euer Ziel ist es, in fünf grossen Arealen insgesamt 80 Fotos von Tieren in bestimmten Posen zu schiessen. Zu Beginn macht ihr euch mit eurem namenlosen Kumpel mittels Jeep auf den Weg in das entsprechende Zielgebiet. Später dürft ihr den Jeep dann selber fahren. Einmal im Zielgebiet angekommen, könnt ihr euch frei bewegen. Der Bewegungsraum in den grossen Arealen ist dabei beachtlich. Hier beginnt das eigentliche, leider sich dauernd wiederholende Gameplay von Afrika: gewünschtes Tier suchen, anschleichen, fotografieren. Schnell merkt ihr hier, dass sich jedes Tier gleich verhält. Ihr müsst also immer das selbe Vorgehen anwenden: Anschleichen und sofort stillstehen, wenn es euch anglotzt. Sobald es das Interesse an euch verloren hat, schleicht ihr weiter. Seit ihr nahe genug, müsst ihr nur noch solange warten, bis das Tier der entsprechenden Beschäftigung nach geht. Dann könnt ihr drauflos knipsen!
Habt ihr genügend Bilder geschossen, geht ihr zurück ins Basislager. Dort ladet das System eure Fotos automatisch auf die Festplatte eures virtuellen Laptops. Nun könnt ihr das Bild von dem ihr denkt, dass es das Beste ist, an euren Auftraggeber mailen. Sofort wird euer Bild nach unterschiedlichen Kriterien bewertet und finanziell entsprechend honoriert. Eure Fotoausrüstung könnt ihr durch einen Onlineshop auf eurem Laptop stetig mit besseren Kameras, Objektiven und sonstigem Zubehör erweitern. Ihr werdet quasi sogar dazu gezwungen, stets das neueste Equipment zu besitzen, ansonsten geht das Spiel nicht weiter. Ihr werdet auch zusätzliche Gerätschaften wie ein neues GPS oder ein Zelt benötigen, damit ihr später euer Nachtlager überall aufschlagen könnt. Leider dürft ihr Nachts nicht auf Safari gehen. Sobald die Sonne untergegangen ist dürft ihr euch nur entweder im Zeltlager aufhalten oder zurück ins Basislager warpen.
Zwischendurch gibt es sogenannte 'Big Action-Games'. Das sind gescrpitete Events, die an bestimmten Punkten im Spiel vorkommen. So gilt es beispielsweise aus dem fahrenden Jeep einen Geparden zu fotografieren, der einer Gazelle hinterher jagd und diese schlussendlich tötet. Die Tötungssequenz wird dabei noch in Zeitlupe und im Replay gezeigt! Danach wird sofort das Beste, von euch gemachte Bild gewertet und ihr kassiert ordentlich Kohle! Afrikas Tierwelt ist grossartig! Von der kleinen Eidechse bis zum ausgewachsenen Elefanten ist alles vorhanden. Die Tiere sehen allesamt glaubwürdig und lebensecht aus. Ob Fell oder Schuppen, alles ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Leider verhalten sich die Tiere nicht wirklich realistisch. So könnt ihr euch kaum einem Elefanten auf 50 virtuelle Meter nähren, ohne dass er euch tot trampeln will. Anderseits könnt ihr einer Elefantenherde deren Kinder mittels Jeep abschneiden und die älteren Tiere laufen uninteressiert weiter. Geparden ignorieren euch meist gänzlich, obwohl ihr sicherlich einen guten Snack abgegeben würdet! Diese 'animalische Inkonsequenz' ist sehr schade und trübt euer authentisches Safarierlebnis doch erheblich.
Dafür dürft ihr wenigstens jedes Tier, dem ihr schon einmal begegnet seid, in eurer Kartei studieren. Hier wird euch sogar ein kleines Realfilmchen sowie weitere Informationen zu dem entsprechenden Vieh gezeigt. Die Steuerung ist im ganzen Spiel ziemlich simpel gehalten. Ihr bewegt euren Fotografen mittels linkem Thumbstick und holt eure Cam mittels Rechteck aus der Tasche und macht mit dem gleichen Knopf (oder auch mit R1) auch gleich Fotos. Zoomen könnt ihr mit dem rechten Stick. Leider steuert sich der junge Mann recht hakelig und träge. Auch wenn ihr rennt habt ihr höchstens das Gefühl, schneller zu laufen.
Grafisch macht das Spiel einen zwiespältigen Eindruck. Wenn ihr das erste Mal euren virtuellen Fuss in eines der fünf weitläufigen Areale setzt, werdet ihr euch an der enormen Weitsicht und dem realen Hitzeflimmern kaum satt sehen können. Nach kurzer Zeit schon bemerkt ihr allerdings das enorme Flimmern in den Baumwipfeln und das unübersehbare Ruckeln bei schnelleren Kameraschwenks. Oder die matschigen Bodentexturen. Und warum laufen alle Tiere im Hintergrund in Zeitlupe? So wird aus einem Geparden im Sprint eine gemächliche Schnecke! Dieses Afrika ist leider weit entfernt von dem, das wir als Techdemo zu Zeiten der PS3-Ankündigung an der E3 sahen!
Musik bekommt ihr nur in Zwischensequenzen und dem Basislager zu höhren. Die orchestralen Kompositionen während der Sequenzen beeindrucken, das Xylophon-Trommel-Gedudel im Basislager nervt aber leider nach kurzer Zeit. Seit ihr unterwegs, hört ihr nur die Klänge der Natur und das ist auch gut so. Ob der Wind in den Bäumen, die Laute der Tiere oder das stetige Vogelgezwitscher, sämtliche Geräusche und Laute werden authentisch wiedergegeben.
Fazit:
Afrika hinterlässt bei mir gemischte Gefühle. Das Spiel ist einerseits sehr entspannend und lädt immer wieder zum Entdecken von neuen Tierarten ein. Andererseits möchte ich als verwöhnter Gamer auch etwas Abwechslung, und die bietet das Missionsdesign von Afrika nicht. So bleibt euch letztendlich ein spielerisch abwechslungsarmer und grafisch durchwachsener Trip nach Afrika in Erinnerung. Für ungeduldige Interessierte kann ich einen Import (der diesem Review zu Grunde liegt) bedenkenlos empfehlen. Alle anderen sollten auf den offiziellen Europa-Release 2009 warten.
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