Bei dem wirklich gut gelungenen Aerodancing (Aerowings in Europa) hat uns alle damals eigentlich nur etwas gefehlt: Der Fire-Button! Der Vorgänger war eine reine Flugsim ohne Action. Entwickler CRI hat unser aller Flehen erhört und präsentiert mit Aerodancing-F (wie "Fighting") nun den actiongeladenen zweiten Teil, mit über 20 Dogfight-Missionen à la TOP GUN.
Zu Beginn des Spiels könnt Ihr zwischen einem NORMAL- und einem REAL-Mode auswählen. Der Normal-Mode kommt ziemlich arcade-mässig rüber und spielt sich in etwa so wie Deadly Skies (Konami) oder Ace Combat (PS). Der Real-Mode - ihr werdets erraten - spielt sich so, wie man es von einer zünftigen Simulation erwartet: Schwer, weil eben realistisch. Ihr bekommt sogar das „Blackout“ des Piloten mit, wenn ihm wiedermal bei 100G das Blut ins Hirn schiesst!
Im Hauptmenü angekommen könnt ihr aber nicht gleich losfliegen und drauflos ballern. Zuerst müsst Ihr eurem zukünftigen Boss nämlich beweisen, dass ihr auch ein fähiger Pilot seid. Zu diesem Zweck hat man für euch einige Prüfungen, sprich Flugmaneuver vorbereitet, die es zu meistern gilt. Wie von Aerodancing gewohnt, sind diese Prüfungen alles andere als leicht und ich hab mir fast die Zähne ausgebissen um endlich ans Eingemachte (also die Missionen) zu kommen! Wer sich noch nicht reif für diese wirklich harten Prüfungen fühlt, der kann sich zuerst im Trainings-Mode die nötigen Flugfähigkeiten aneigen und das Verhalten der einzelnen Maschinen – zu Beginn leider nur 3 - abchecken.
Neue Fluggeräte gibt’s durch Bestehen der Prüfungen und bei Beenden einzelner Missionen der Tactical Challenge. In dieser Tactical Challenge müsst ihr in 20 Extra-Missionen auf fies plazierte Ballons schiessen. Die TC ist zu Beginn dann auch die einzige Möglichkeit, einmal den Triggerfinger zu betätigen. Wie ihr seht werdet ihr bei Aerodancing F zuerst durch den 'Fleischwolf' der Piloten-Schule gedreht, bevor ihr endlich ans Fleisch am Knochen kommt. Ich fand das durchaus nervig, zuerst beweisen zu müssen, dass ich einen Looping fliegen kann. Das hatten wir doch schon beim Vorgänger... aber egal.
Zu guter letzt gibt's noch einen Free-Flight-, Replay-, den VS- und den Internet-Mode, sowie den Hangar, wo ihr Eure Flugzeuge betrachten und die technischen Daten abrufen könnt.
Das Fluggefühl ist eines der wesentlichsten und besten Merkmale von Aerodancing F. Schon der Vorgänger hatte einen noch nie dagewesenen Grad an Realismus zu bieten und ich staunte nicht schlecht, dass die Jungs von CRI sich nochmal übertreffen konnten! Speziell im Real-Mode, wo man über kurz oder lang feststellt, was für ein schlechter Pilot man wirklich wäre. Ich wurde x-mal abgeschossen nur weil ich einen lästigen Angreifer nicht abschütteln konnte. Da kommt wirklich Top Gun Feeling auf! Leider fliegt ihr jede Mission alleine und es kann euch also kein „Maverick“ zu Hilfe eilen... was gleichzeitig auch ein Negativ-Punkt des Spiels ist. Es wäre wirklich genial gewesen im Team und strategisch gegen den Feind vorzugehen, so wie im Film halt. In „echt“ fliegt man ja auch selten alleine, oder? Gerade weil der Vorgänger soviel auf Teamwork wert legte, hatte ich mir diesbezüglich schon ein wenig mehr erhofft. Zumindest ein Wing-Man wär doch drin gewesen, oder CRI? Oder sind die Dreamcast Ressourcen angesichts der geilen Grafik schon wieder aufgebraucht?
Dafür hat man bei der Optik ganze Arbeit geleistet und sich auch in diesem Sektor nochmals steigern können. Alle Achtung! Durch die unglaubliche Weitsicht – auch bei einer Höhe von 15000 feet ! – wirkt der Fokus unglaublich fotorealistisch. Die Fighter selber sind wunderschön designt, mit glasklaren und vorallem scharfen Texturen. Wieviele es sind kann ich nicht genau sagen, aber es sind bis jetzt alle Modelle des Vorgängers vertreten, auch die Tomcat und die F-22 Stealth. Jedenfalls sind sie alle ein Augenschmaus für jeden Grafik-Fetischisten. Die Landschaften sind teilweise zwar etwas flach geraten, durch die Weitsicht und die fotorealistische Farbgebung sei CRI aber vergeben. Erwartet also nicht grossartigen Air-to-Ground-, sondern eher einen Air-to-Air Combat!
Leider bringt mich das wieder zu einem Negativ-Punkt: Die Anzahl gegnerischer Einheiten. Mehr als zwei gegen einen ist da leider nicht drin, obwohl das Spiel wie gesagt als Air-to-Air Combat ausgelegt wurde. OK, ich hatte schon genug zu kämpfen und es war auch nicht leicht, aber irgendwie hatte ich bei Deadly Skies oder Ace Combat mehr Action erlebt. Naja, vermutlich will Aerodancing F auch mehr Simulation und Grafik-Demo als Arcade-Game sein will. Ausserdem hätte das Game ein wenig abwechslungsreicher in den Missionen sein können, es wird nämlich meist nur die Backgroundgrafik geändert. Das Thema bleibt immer gleich: Ein paar Bodenziele und zwei Flugzeuge abschiessen.
Fazit:
Technisch saubere Action-Flugsimulation mit etwas einfallslosen Missionen aber absolut genialem Flugverhalten und - für die damalige Zeit - unwerfender Optik. Als Zwischenmahlzeit oder besseres Grafik-Demo empfehlenswert, spielerisch jedoch keine ernste Konkurrenz für Deadly Skies & Co., trotz höherer Auflösung und besserer Grafik.
Hinweis in eigener Sache:
Wir haben dieses Spiel am 10. März 2000 getestet. Der ursprüngliche Web-Artikel wurde Opfer einer Datenpanne, weswegen wir den Text hier und jetzt noch einmal in seinem Originalzustand und mit der damaligen Wertung neu veröffentlichen.
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