Auf der PlayStation One feierte Ace Combat seinen Einstand. Grafisch überzeugte der Titel schon damals, mit Assault Horizon entwickelte Namco den visuell opulentesten Teil bisher. Ob das Ganze zum Grafikblender verkam, haben wir uns angesehen.
Flugaction war in vergangenen PC-Tagen ein Garant für zentimeterdicke Handbücher. Nur so wurde man seines Luftvehikels Herr, oftmals war es ohne intensives Handbuchstudium kaum möglich, den Vogel von der Startbahn hoch zu kriegen. Die Freiheiten in der Luft entschädigten für vieles. Spannende Dogfights und oftmals pompöse, wegweisende Grafiken fanden den Weg ins Spiel. Seit Jahrzehnten gibt es kaum mehr Möglichkeiten, sich in Videospielen vom Boden abzuheben. Ace Combat war hier immer eine Oase der Flugfreunde, Handbuchwälzen war aber schon zu seligen PlayStation 1 Zeiten kaum gefordert.
Mit Assault Horizon bringt Namco ihre Vorzeige-Luftactionserie in die x-te Runde. Im Gegensatz zu früher braucht man dem Manual kaum einen Blick zu würdigen. War die Kontrolle in den Vorgängern schon wenig komplex, überrascht der neuste Teil mit Simplifizierung Plus. Waren früher noch spektakuläre, nerventreibende Dogfights an der Tagesordnung, ja sogar das Salz in der Ace Combat Suppe, wurden diese heuer massiv vereinfacht. Via Knopfdruck hängen wir uns ans Heck des voraus Fliegenden. Jetzt beraubt uns Namco deutlich der Kontrolle. Der Kampfjet fliegt mehr oder weniger automatisch durch die Häuserschluchten und kaum ein Gegner entkommt unserer Schussgewalt.
Zwar nimmt uns das Spiel so die eine oder andere hektischere Verfolgungsjagd aus der Hand, ermöglicht dadurch aber auch ein brachiales Actionfeuerwerk, das wir in diesem Ausmass noch nicht von der virtuellen Fliegerei kennen. Eine Mischung aus Michael Bay und Steven Seagal. Wobei Bay für die hervorragende Präsentation verantwortlich gewesen wäre – Segal für die grösstenteils einfallslose und kaum spannende Hintergrundgeschichte. Jene spielt übrigens zum ersten Mal nicht mehr in einer fiktiven Realität und verunmöglicht dadurch die eine oder andere Designfreiheit. Stattdessen bewegen wir uns über die unterschiedlichsten Gebiete der uns bekannten Erde. Untermalt mit einer exzellenten sowie pfeilschnellen Grafik werden Bodenziele dem Erdboden gleich gemacht und Gegner aus der Luft geholt.
Strategisch brauchen wir uns dabei kaum Gedanken zu machen: Treibstoff gibt es in rauen Mengen und Munitionsarmut kennt unser Pilot ebenfalls nur aus schlechten Filmen. Ace Combat ist vieles, aber ganz sicher keine Simulation. Das war schon immer so und wurde jetzt noch ein wenig extremer. Dank durchaus abwechslungsreichen, kleinen Actionpassagen zwischendurch, die sich von der immergleichen Flugaction unterscheiden. Zudem kommen nicht mehr ausschliesslich "Top Gun"-Puristen auf ihre Kosten, auch "Black Hawk Down Fans"- werden bedient. Neben den diversen lizenzierten Kampfjets rund um die F-Serie und weiteren, besteigen wir neu auch Hubschrauber. Spielen tut sich das dann auch ähnlich wie ohne Rotoren zuvor, halt einfach gemütlicher – oder auch träger.
Für Abwechslung wurde mehr als je zuvor gesorgt, allerdings auf Kosten langjähriger Ace Combat Veteranen. Der neuste Ableger spielt sich nicht wie die aus der Vergangenheit bekannten Titel, es fühlt sich dank Namcos Mut zu Neuem anders, keineswegs aber schlechter an. Wie so oft, alles eine Frage der Erwartungshaltung. Wer sich schlicht ein neues Ace Combat mit besserer Grafik erhofft, wird enttäuscht. Nicht nur jene werden aber mit einer technischen Präsentation entschädigt, die wir gerne zur Kenntnis nehmen. Ein audio-visuelles Feuerwerk der Extraklasse erwartet uns. Ständig kracht es irgendwo und die Gegner verabschieden sich nicht wenig spektakulär in die ewigen Jagdgründe. So macht das Ganze Spass. Zwar kein all zu langer Spass, länger als 6 Stunden wird kaum einer benötigen – aber das wäre dann wohl auch zuviel des Guten. Schliesslich wartet noch ein passabler Online Modus auf uns, der nebst wenig interessanten Death Match Duellen auch mit einem sehr gelungenen Kooperations-Modus aufwartet.
Fazit:
Was ist denn das? Ace Combat spielt sich anders als bisher, bietet neue, aber nicht unbekannte Spielelemente und sieht dabei absolut fantastisch aus. Fans der Vorgänger seien aber gewarnt, das alles fühlt sich effektiv anders an. Dank mehr Abwechslung und dem mir zusagenden realen Szenario gefällt mir Assault Horizon sehr gut, die Bombast-Optik stört da natürlich nicht. Ace Combat spielt sich wahrlich wie ein Kino-Blockbuster. Nur schade, dass man das Ding kaum einhändig spielen kann, um nebenher noch Popcorn zu futtern. Wer auf simple aber gute und unterhaltsame Flugaction steht, fliegt mit Überschall zum nächsten Shop und holt sich den Titel.
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