Kaum ein Genre war die letzten Jahre so unterbesetzt wie Flugsimulatoren, insbesondere Action betonte Genre-Vertreter. Was liegt da näher, als das gute alte Ace Combat zurück in die Köpfe und letztendlich auf den Screen der Videospieler zu bringen? Wir haben uns hoch hinaus über die Wolken gewagt.
Ace Combat 6 – Fires of Liberation erschien tatsächlich noch für die Xbox 360, das ist ganze 12 Jahre her. Ganz so lange war es aber nicht ruhig um die Arcade Flugsim. Noch im Jahre 2015 schwangen 3DS Besitzer ihren virtuellen Hintern ins Cockpit von Ace Combat: Assault Horizon Legacy Plus. Das allererste Ace Combat fand seinen Weg in die heimischen vier Wände übrigens noch auf der allerersten PlayStation. Eine der vielen (gelungenen) Namco Arcade-Umsetzungen für Sony's 32-Bit Konsole. Mit dem Erstling hat Teil sieben grafisch nicht mehr viel zu tun, das Gameplay hat sich aber tatsächlich kaum weiterentwickelt.
Noch gut erinnern wir uns an alte Strike Commander Tage. Eine interessante Story, packende Dog Fights und für damalige Verhältnisse erstklassige Grafik. Was wir uns aber schon zu alten MS-Dos Tagen gewünscht haben: Fotorealistische Landschaften. Ace Combat 7 fährt audiovisuell ein grosses Spektakel auf. Ein Blick aus dem virtuellen Cockpit fühlt sich nahezu so an, als würden wir beim letzten Urlaubs-Flug aus dem Linienflieger schauen. Nähert sich der eigene Kampfjet dem Boden, wirkt das alles noch immer richtig schön. Aber nicht nur der Boden macht viel her: Der Flug durch die realistischen Wolken lässt Wasser auf die Frontscheibe tröpfeln, welches sogar gefrieren kann und dann Einfluss auf das Gameplay nimmt (mit vereisten Rudern lässt es sich schlechter steuern). Die verschiedenen Wetterkonditionen sind erstklassig umgesetzt und das mittendrin statt nur dabei-Gefühl setzt schnell ein. Egal ob Sandsturm, Nebel oder Sturm, was Namco hier auf den Präsentierteller gelegt hat, wirkt bezaubernd. Passend dazu wirbeln gegnerische Flugzeugteile durch die Lüfte, wenn der Kontrahent von der eigenen Bordkanone getroffen wurde – grossartig.
Bis der Gegner getroffen wird, gilt es sich erstmal an das neue Spiel zu gewöhnen. Hierfür tut Ace Combat 7 aber erschreckend wenig. Nur die rudimentären Mechaniken werden kurz erklärt. Das Spiel scheint darauf zu spekulieren, dass jeder Spieler die Vorgängerversionen bestens kennt. Einen ausführlichen Trainings-Modus gibt es nicht. Zudem sind einige Missions-Aufgaben nicht immer klar umschrieben. Ganz zu schweigen von ab und an auftretenden, allseits ungeliebten Zeitlimits. Oder aber es gilt einen der anderen Team-Members zu unterstützen. Welcher davon jetzt aber gerade unter Beschuss ist, müssen wir erst (schnell) selbst herausfinden. Die eingeblendeten Kommunikations-Schnipsel helfen hier leider auch nicht immer weiter.
Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären: Die Story. Namco war noch nie bekannt für ausufernde, packende und spannend geschriebene Geschichten, braucht es in der Spielhalle auch nicht. Ace Combat 7 hätte das aber sichtlich gut getan. Klar, etwas Drumherum wird geboten. Krieg zwischen zwei Nationen, Harakiri Kommando von Sträflingen, welche kurzerhand in teure Kampfjets gesteckt werden. Nur wird alles wenig begeisternd präsentiert und wirkt insgesamt auch uninspiriert und gleichzeitig überzogen. Hier wäre so viel mehr möglich gewesen, unter Umständen sollten die Japaner mal bei Chris Roberts zwecks Schulung von Story-Telling vorbeischauen.
Nicht unter den Tisch kehren sollten wir das Herzstück des Spiels: Packende Dog-Fights. Diese finden wir auch im siebten Ace Combat wieder. Und auch hier gestalten sich die Flugmanöver in luftiger Höhe oft alles andere als simpel. Obschon sich der Flieger relativ umgänglich durch die Lüfte steuert, gilt es den eigenen Jet gekonnt hinter den des Gegners zu bringen und auf den richtigen Abschuss-Moment zu warten. Das bleibt auch in der etwa ein Dutzend Stunden dauernden Kampagne konstant unterhaltsam. Wem das nicht reicht, der fliegt online um Treffer-Punkte. Klassische Death-Matches oder Squad-Battles stehen zur Wahl. Speziell im eins gegen eins geht viel von der Action abhanden und die Fliegerei wird ziemlich langatmig. Insgesamt wirkt der Online-Modus etwas zu beliebig, als dass er auch nach Monaten noch unzählige aktive Spieler ausweisen wird.
Online wie Offline sammeln wir Erfahrungspunkte, die sich in neue Flugzeuge und haufenweise Flugzeug-Teile investieren lassen. Beim Ausrüsten der Upgrades ist darauf zu achten, dass wir die vorgegebene Traglast des jeweiligen Jets nicht überschreiten. Schön an diesem System ist, dass man bereits erledigte Missionen erneut spielen darf und auch erneut Erfahrungspunkte für deren Abschluss kassiert.
Zu guter Letzt dürfen PlayStation Spieler gar mittels VR-Headset Luftkämpfe bestreiten. Ein stabiler Magen vorausgesetzt wartet hier wieder mal ein erstklassiger Vertreter des Virtual Reality Genres. Es gilt aber eine Warnung auszusprechen: Nach gut einer Stunde ist der VR-Ausflug erledigt. Der Modus ist komplett los gekoppelt von der restlichen Story, welche sich nicht in VR spielen lässt.
Fazit:
Ace Combat 7 macht es sich einfach, das darf es auch, schliesslich gibt es kaum Genre-Konkurrenz am Himmel. Dennoch hätten wir uns speziell im Bereich der Story mehr erhofft. Auch die Missions-Ziele dürfe das Spiel oft klarer zur Schau stellen. Dass wir zudem nicht zumindest die Option erhalten, die gesamte Story in VR anzugehen, ist schade. Dennoch bleiben viele dramatische Luftkämpfe, die audiovisuell geradezu bombastisch präsentiert werden. Ace Combat Veteranen greifen sofort zu. Ob jetzt der siebte Teil der beste zum Serien-Einstieg ist, sei offengelassen. Wer auf grafisch reizvolle Dog-Fights steht, sollte hier aber, auch mangels Konkurrenz, unbedingt zugreifen.
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