Kein Mucks, oder du bist tot! Wer gerne wie die Wildsau im Edelkeramik Geschäft rumtobt, ist bei A Quiet Place sprichwörtlich am falschen Ort. Nur mit Geduld, Passivität und absoluter Stille überleben wir das gnadenlose Grauen.
A Quiet Place: The Road Ahead basiert lose auf dem 2018er Hollywood-Streifen gleichen Namens (und dessen Nachfolger von 2020), folgt aber einer eigenen Hauptstory um die Endzwanzigerin Alex. In der Postapokalypse haben blinde Alien Ungeheuer den Planeten übernommen. Die knochigen Biester verfügen über keinerlei Sehorgane. Dafür besitzen die Blindgänger das ultimative Gehör. Selbst kleinste Geräusche werden mit einer verstörend wirkenden Sicherheit lokalisiert und deren Ursachen neutralisiert. Ihr tut also gut daran, die Klappe zu halten und leise zu sein, und das ist nicht einfach so dahergesagt. Denn als spezielle Funktion, die sich jederzeit deaktivieren lässt, hört das Micro (Dualsense oder Headset) mit und überträgt unsere realen Aussengeräusche direkt ins Spielgeschehen. Das heisst in diesem Falle auch keine Knarren oder Schlaginstrumente, unsere einzige Defensive ist die Stille.
Nach einem erschütternden Auftakt, in dem Mike, der Lebenspartner von Alex, von den Aliens hingerichtet wird, steht unsere Heldin alleine da. Fast. Die Überlebenschancen stehen denkbar schlecht. Mit einem Audio Messgerät und einer Taschenlampe ausgestattet, zieht Alex los. Bald treffen wir schon auf den ersten Schurken. Wir konsultieren den Phonometer, um unseren Geräuschpegel niedriger als die Umgebungslautstärke zu halten. Das heisst wir bewegen uns extrem langsam. Alternativ nutzen wir das Schuh-Icon, das umgehend aufblinkt sobald wir uns zu schnell bewegen.
Selbst Türen, Schubladen und Ventilationsgitter müssen leise und vorsichtig geöffnet werden, um jeden Ton zu vermeiden. Unglücklicherweise leidet Alex unter Asthma Attacken und je näher wir dem umher streichenden Monster sind, umso nervöser und atemloser wird unsere Profi Schleicherin. Mit einem kräftigen Zug aus dem Einweg-Inhalator, die wir regelmässig aufsammeln, senken wir unseren Stresslevel wieder auf ein normales Niveau. Es ist sogar möglich, langsam zentimeternah an einem Alien vorbei zu schleichen, ohne erwischt zu werden. Kommt ihr aber in Berührung, egal wie, werdet ihr mit einem Gore-Finisher ins Game Over gemetzelt.
Wichtig ist auch immer auf die Bodenbeschaffenheit zu achten. Wasserpfützen erhöhen die Dezibelzahl. Leere Konservendosen und Bärenfallen sollte man aus logischen Gründen meiden. Später streuen wir Sand aus einem Sack, um unsere Schritte zu dämpfen, legen Holzplanken zwischen den Plattformen und entschärfen per QTE Stolperfallen. Ziegelsteine und leere Glasflaschen werden als Ablenkung genutzt, à la the Last of Us.
Nach der Hälfte gibt's als Extra Skill die Renn-Funktion. Bis aber auf einen storytechnisch wichtigen Abschnitt, hat uns trotz des Sprints das Monster jedes Mal erwischt. Zudem scannen die Aliens im späteren Verlauf sekundenlang die Umgebung. Stehen wir nicht still, orten sie unsere Bewegungsmuster und wir enden erneut im Game Over.
Ihr werdet bei dem 5 bis 6 stündigen Horrortrip sicherlich ein paar Dutzend Tode sterben, so wie wir. Die Checkpoints sind aber so grosszügig gesetzt, dass der Frustfaktor sich sehr in Grenzen hält. Als Bonus Inhalt haben die Entwickler kleine Space Shuttles in den Levels versteckt, die beim Auffinden Punkte für den 3D-Charakter Room zuschanzen. Hier dürfen wir alle NPC-Modelle, nach Entlöhnung, im 360 Grad-Mode bewundern.
Fazit:
Wie ja bereits einigen bekannt sein sollte, stehe ich eher auf Survival Horror mit Waffenunterstützung und bin eher weniger Fan von Jumpscare Walking Simulatoren, die in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit errungen haben. Und auch in A Quiet Place: The Road Ahead geht es, bis auf zwei kleine Ausnahmen, sehr pazifistisch zu und her. Die Befürchtung, dass ich einfach ein paar Stunden gelangweilt durch die Architektur latsche und froh bin, wenn endlich die Credits erscheinen, hat sich nicht bestätigt. Klar, auch hier laufe bzw. schleiche ich einen Grossteil des Games im Schneckentempo herum. Mit dem Wissen, dass aber irgendwo einer der Alienknilche rumlungert und in der Hoffnung, dass es bis zum nächsten Checkpoint reicht, hält sich die Spannung aufrecht. Die Idee mit dem Asthma und dem Inhalator ist zwar simpel, erwies sich jedoch als sehr effektive Massnahme um das bedrückende Gefühl noch zu steigern. Wem bereits Alien Isolation den Schauer über den Rücken jagte, weiss Bescheid. Ein wenig Schade fand ich die sehr reduzierte Anzahl der Feinde, die genau auf einen Gegnertypen beschränkt sind. Gegen ein paar zusätzliche fiese Mutationen hätte ich nichts gehabt. Bei der grafischen Präsentation bewegen wir uns auf aktuellem 2024er-Niveau. Warum das Spiel aber neben dem Quality- auch einen Performance Modus aufweist, bleibt bei dem ultra langsamen Gameplay weiterhin ein Mysterium. In diesem Falle braucht es sicherlich keine 60 FPS. Für den Horror Connaisseur, der sich nicht scheut, auch mal neue Pfade zu beschreiten, ist A Quiet Placer: The Road Ahead eine sehr solide Wahl.
A Quiet Place: The Road Ahead ist für PC, PS5 und Xbox Series X|S erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von Saber, wofür wir uns herzlich bedanken!
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