Vor fast genau einem Jahr (verdammt, schon so lange her?? Die Zeit rennt...) haben wir das G PRO X in den Himmel gelobt. Jetzt schiebt Logitech eine kabellose Variante nach und logischerweise haben wir es uns nicht nehmen lassen, das Teil genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wenn es um Gaming Kopfhörer geht gibt es zwei Lager. Diejenigen, die Headsets mit Kabeln bevorzugen und jene, die auf Kabel lieber verzichten. Gut, genau genommen gibt es sogar drei Lager, nämlich noch solche, die auf LED Beleuchtung oder ein aggressives Design abfahren. Wer zur letzten Gruppe gehört, kann hier eigentlich aufhören zu lesen. Das G PRO X ist mehr Klasse, statt Masse. Beleuchtung oder haptisches Feedback gibt es nicht. Stattdessen konzentriert sich Logitech voll und ganz auf den besten Klang.
Das Logitech PRO X Lightspeed Gaming-Headset ist mit 50-mm-Treibern ausgestattet und sorgt dank DTS 7.1-Surround-Sound (DTS Headphone: X 2.0) für einen beeindruckenden, räumlichen Klang. Mit der G HUB Software kitzelt ihr so ziemlich alles aus diesen Kopfhörern heraus. Eine weitere Besonderheit ist die Blue VO!CE-Technologie, die mit Echtzeit-Sprachfiltern, Komprimierung und De-Essing für eine exzellente Sprachqualität sorgen soll. Ich sage absichtlich "soll", denn hier gibt es einen kleinen Schwachpunkt, mehr dazu später.
Als Nachfolgemodell des verkabelten Logitech G PRO X-Modells verfügt die Wireless Variante über eine Reichweite von etwas mehr als 13 Metern. Statt auf Bluetooth zu setzen, wie es heutzutage bei den meisten Gaming-Headsets der Fall ist, hält Logitech an der hauseigenen Lightspeed-Technik mit USB-Dongle fest. Lightspeed ist eine proprietäre, drahtlose 2,4-GHz-Technologie, die bei den meisten Mäusen und Tastaturen von Logitech zum Einsatz kommt. Sie wurde entwickelt, um Latenzzeiten zu reduzieren, die Stabilität der Verbindung zu erhöhen und die Leistung drahtloser Peripherie im Allgemeinen so zuverlässig zu machen wie herkömmliche Kabel-Verbindungen. Lightspeed ist in meinen Augen eine ausgezeichnete Wahl bei PC Peripherie, denn neben geringerer Latenz ist auch der Energieverbrauch kleiner, als bei Bluetooth-Geräten. Die Batterie im G PRO X hält gute 20 Stunden und falls ihr mal vergessen solltet es auszuschalten, tut es das nach einer kurzen Weile von selbst.
Alle Bedienelemente wie der On/Off Switch, Lautstärkeregler und die Stummschalttaste befinden sich an der linken Ohrmuschel. Aufgeladen wird mit einem USB-C Anschluss. Praktisch: Die Stummschalttaste und der Einschaltbutton sind farblich gekennzeichnet. Man kann also auch ohne Strom erkennen, ob die Stummschaltung aktiv oder das Gerät ein- oder ausgeschaltet ist.
High-End im Retro-Look
Das Logitech G PRO X Wireless ist definitiv ein High-End-Gerät und fühlt sich auch so an. Die edlen Metallteile an den Ohrmuscheln, die zweifarbigen Oberflächen in Schwarz und Chrom und ein gegabelter Metall-Kopfbügel, der mit einem bequemen Kunstleder-Material überzogen ist, erinnern an die besten Kopfhörer der 1980er Jahre. Im Einklang mit dieser Ästhetik gibt es auch freiliegende Spiraldrähte, die zu jedem Ohrstück verlaufen und wie Kabel von Telefonhörern von Anno dazumal aussehen. Ich liebe diesen "Retro-Look"! Wer übrigens etwas atmungsaktiveres als Kunstleder an seinen Ohren bevorzugt, wechselt die Polster einfach mit ein Paar Velours-Polster aus, die ebenfalls in der Packung liegen.
Ein Rückschritt beim Mikrofon?
Die Sprachqualität macht einen kleinen Rückschritt gegenüber der kabelgebundenen Version. Ich habe beide Kopfhörer direkt miteinander verglichen. Der Ton bei der Lightspeed-Version klingt leicht blechern, was mir meine Gesprächspartner beim Spielen und auf Discord bestätigten. Natürlich gibt es dank Blue Voice Software (G HUB) haufenweise Tuning- und Einstellungsmöglichkeiten für den Klang eurer Stimme. Fast schon zu viele, Audio-Profis freuen sich. Dennoch habe ich kein Preset und keine EQ-Einstellung gefunden, die exakt gleich klingt, wie bei der Kabelversion des G PRO X. Zugegeben, das ist Meckern auf sehr hohem Niveau, denn das Mikro ist nach wie vor exzellent! Also keine Panik. Aber ich wollte es erwähnt haben. Für professionelle Youtube-Videos oder Streaming macht ein gutes, externes Mikro eine bessere Figur.
Das biegsame Mikrofon lässt auf Wunsch entfernen, was nützlich sein kann, wenn man das G PRO X ausser Haus zum Musikhören verwenden will. Dabei ist zu bedenken, dass man dafür einen USB-A-Anschluss mit entsprechendem Kabel benötigt (kein Bluetooth und Klinkenstecker, remember?). Folglich ist das höchstens etwas für Android User.
Straff und komfortabel
Was den Tragekomfort betrifft, so ist das angesichts der Unterschiede bei der Kopfgrösse und der Empfindlichkeit gegenüber dem gefürchteten "Einklemm-Gefühl" immer eine schwierige Entscheidung. Ich persönlich fand das Logitech G PRO X in Bezug auf den Tragekomfort gut, aber nicht "Super". Ich hab wohl einen sehr grossen Kopf, denn ich musste die Bügel voll ausfahren, damit das Teil passte. Sie sind komfortabel, keine Frage. Nach ein paar Stunden spürte ich aber schon einen leichten Druck, was vermutlich am straffen Metallbügel liegt. Jenen würde ich aber nicht gegen einen Plastikbügel tauschen wollen. Die Robustheit ist nämlich top!
Für die meisten Menschen wird der Tragekomfort passen, da man Kopfhörer normalerweise nicht länger als 2-3 Stunden am Tag auf dem Kopf hat. In Zeiten von Corona, wo ich zwei Drittel meines Lebens zu Hause im Home-Office vor dem PC verbringe, sieht das allerdings etwas anders aus. Die beiliegenden Velours-Polster fand ich übrigens angenehmer als das Kunstleder.
Fazit:
Ich bleibe dabei, das Logitech G PRO X ist auch in der kabellosen Lightspeed Variante das zur Zeit ultimative Gaming Headset. Es bietet vielleicht keine "Spielereien" wie LED Beleuchtung oder Haptik, rechtfertigt seinen hohen Preis aber mit einer ausgezeichneten Klangtreue. Ist ja auch besser für die Batterielaufzeit. Einen satteren, virtuellen 7.1. Surround-Sound habe ich mit Kopfhörern bis heute nicht erlebt. Fette Bässe, filigrane Höhen, und breite Mitten, so muss das sein! Das Mikrofon hinkt da leider ein wenig hinterher. Die Lightspeed-Verbindung sorgt in meinen Augen für einen leicht blechernen Klang, kann das sein? Auch mit Blue Voice Tuning und G HUB konnte ich nicht ganz die Sprachqualität der Kabelversion erreichen. Aber wenn man damit nur Spiele spielt und keine professionellen Youtube-Videos drehen will, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Das Mikro ist immer noch exzellent, keine Frage. In Sachen Verarbeitungsqualität und Robustheit steht das G PRO X nach wie vor konkurrenzlos da. Zudem gefällt mir der 80s Retro-Look ausgezeichnet, ich liebe es!
Wenn ihr mit euren Kopfhörern auch auf Konsole spielen oder auf dem Smartphone Musik hören wollt, ist dieses Headset eine Fehlinvestition (kein Bluetooth, kein Klinkenstecker). Es ist für PC Spieler gemacht, zum Spielen am PC. Es sollte nur von PC Spielern und nur am PC verwendet werden, dann gibt's wahrlich nichts besseres. Ihr könnt aber auf die Kabel-Variante des G PRO X zurückgreifen. Die funktioniert prima auf Konsolen und ist bei gleicher Qualität zudem fast 100.- Franken günstiger. Ja, es ist wieder mal der Preis, der euch ins Schwitzen bringt. Der empfohlene VP liegt bei 229.- Schweizer Franken.
Das Test-Gerät wurde uns freundlicherweise von Logitech Schweiz zur Verfügung gestellt. Für weitere Informationen oder technische Daten besucht die Logitech Webseite.
Mikro sig nid so guet