Harrison Ford hat Fedora, Lederjacke und Peitsche an den Nagel gehängt und ging in Rente. Trotzdem ist das noch lange nicht das Ende von Indiana Jones! Dank de-aging, moderner Computer-Grafik und nicht zuletzt Videospielen werden wir wohl noch viele Jahre neue Abenteuer mit dem schlagkräftigen und legendären Archäologen erleben.
Beim Spielen des neuesten Indy-Abenteuers (Indiana Jones und der Grosse Kreis - Testbericht HIER) kamen wir aus dem Staunen fast gar nicht mehr heraus und öfters vielen Sätze wie: "Weisst Du noch, wie die ersten Indy-Spiele damals ausgesehen haben?", oder: "Krass, mit was wir uns in den 80er Jahren rumgeschlagen haben!". Hatten wir Spass? Auf jeden Fall! Aber der Sprung von damals zu heute ist in jeder Hinsicht gewaltig. Grund für uns, einmal die letzten 40+ Jahre der Indiana Jones Spiele Revue passieren zu lassen.
Raiders of the Lost Ark (1982) - Atari 2600
"Das Abenteuer beginnt… irgendwie!“ - Als erstes Indiana-Jones-Spiel verspricht Raiders of the Lost Ark Abenteuer, liefert aber vor allem eines: Verwirrung. Wir steuern einen pixeligen Klecks, der angeblich Indy darstellen soll, und kämpfen mit der Übersicht, der Steuerung und den kryptischen Rätseln. Die Bundeslade finden? Viel Glück! Wahrscheinlicher ist, dass man sich im leeren Hintergrund verliert und versehentlich ins digitale Nirwana läuft. Nostalgisch, aber eine echte Geduldsprobe, die viel Fantasie benötigt!
Indiana Jones in the Lost Kingdom (1984) - C64
„Verloren im verlorenen Königreich“ - Das zweite Indy-Spiel fühlt sich so an, als hätte Dr. Jones den falschen Gral gewählt und wäre nun in einer seltsamen Puzzle-Hölle gelandet. Die Rätsel sind knifflig, aber niemals logisch – so wie ein Escape Room, in dem alle Hinweise auf Klingonisch geschrieben sind. Wer es durchschafft, hat sich wie Indy einen Orden verdient. Zumindest kann man den Helden hier schon ansatzweise erkennen.
Indiana Jones and the Temple of Doom (1985) - Arcade
„Kinder, Minen und Chaos“ - Basierend auf dem zweiten Film schwingen wir uns in diesem Arcade-Spiel durch Minenschächte, befreien Kinder und kämpfen gegen Mola Ram's Schergen – oder besser gesagt, wir versuchen es! Die Steuerung ist eine echte Herausforderung, und die Geräuschkulisse klingt, als würde gerade ein Synthesizer explodieren. Trotzdem ein Spielhallen-Klassiker mit Appeal, besonders wenn man es bis zur ominösen Brücke schafft.
Indiana Jones and the Last Crusade: The Graphic Adventure (1989) - PC
„LucasArts-Magie mit Peitschenhieben“ - Endlich ein Spiel, das dem Indy-Charme gerecht wurde. Mit witzigen Dialogen, cleveren Rätseln und jeder Menge Easter Eggs ist das kunterbunte Point-and-Click Adventure auch heute noch ein Meisterwerk. Wir tricksen Nazis aus, diskutieren mit unserem Vater über Gott und die Welt und wählen zum Schluss sogar den (richtigen) Heiligen Gral. Ein zeitloses Spiel, das beweist: Humor ist mächtiger als die Peitsche.
Indiana Jones and the Last Crusade: The Action Game (1989) - ZX Spectrum, Amstrad, C64, Atari ST, PC, MSX, Master System, NES, GameBoy, Mega Drive, Game Gear
„Spring Indy, spring!“ - In diesem Action-Platformer, der für nahezu jedes damals erhältliche Game-System zu haben war, geht Indy buchstäblich durch die Hölle – und wir mit ihm. Die Steuerung ist grausig und fühlt sich an, als hätte Indy Steinstiefel an. Jeder Sprung ist ein Glücksspiel. Trotzdem macht es irgendwo Spass Nazis zu verhauen und ikonische Filmszenen nachzuspielen – wenn man nicht vorher wieder einmal in irgendeinen blöden Abgrund fällt!
Indiana Jones and the Fate of Atlantis (1992) - PC, Amiga
„Indys bestes Abenteuer?“ - Dies war der vorläufige Höhepunkt der Indy-Spiele: eine völlig neue Geschichte, drei unterschiedliche Lösungswege und jede Menge witziger Dialoge. Atlantis war ein tolles Setting - auch wenn man oft stundenlang ohne Clou in einem Labyrinth herumirrte. Das Spiel hat bis heute einen besonderen Platz in unseren Fan-Herzen, bot aber auch eine grosse Portion Frustration, wenn man mal wieder vergass, das richtige Artefakt mitzunehmen!
Indiana Jones' Greatest Adventures (1994) - SNES
„Die 16-Bit-Trilogie“ - Das SNES-Modul packt die ersten drei Filme in ein rasantes Action Jump’n’Run. Kämpfen, Springen, Schwingen und Sterben, letzteres viel zu oft! Der Schwierigkeitsgrad ist gnadenlos, aber die Musik und die filmgetreuen, hübschen Pixel-Level machen es zu einem echten Leckerbissen für Retro-Fans. Auch perfekt für Leute, die ihren Controller gerne mal gegen die Wand pfeffern!
Indiana Jones: Desktop Adventures (1996) - PC
„Indy im Taschenformat“ - Ein kleiner Ableger mit zufallsgenerierten Mini-Abenteuern. Man sammelt Artefakte, löst kleine Rätsel und drischt auf winzige Gegner ein – alles in einem minimalistischen Stil. Und weil es in einem dieser neuen Windows 95-Fenster lief, war es auch perfekt, um auf der Arbeit Zeit totzuschlagen, während man so tut, als wäre man produktiv!
Indiana Jones and the Infernal Machine (1999) - N64, PC
„Indy goes 3D“ - Der Versuch, mit Indiana auf der damaligen Erfolgswelle von Tomb Raider mitzureiten, ist sogar halbwegs gelungen – zumindest, wenn man die völlig verkorkste Steuerung ignoriert. Die Story ist überraschend cool, mit sowjetischen Bösewichten und mystischen Artefakten, aber die Kämpfe fühlen sich an wie Schattenboxen. Trotzdem ist das allererste 3D-Indy ein drolliges Abenteuer, halt einfach nur mit vielen Ecken und Kanten.
Indiana Jones and the Emperor's Tomb (2003) - Xbox, PS2, PC
„Jetzt wird zugeschlagen!“ - Im Grab des Kaisers gibt's ordentlich aufs Maul! Mit besserem Kampfsystem und schicker Grafik fühlt sich Indy gleich viel lebendiger an – ausser wenn man sich wieder in der etwas hakeligen Steuerung verheddert. Warum bringen die das nicht auf die Reihe? Die Story ist typisch Indy: mysteriös, actiongeladen und mit exotischen Schauplätzen. Trotz allem eines der besten Indy-Games. Kann man sogar heute noch spielen, wenn man sich nicht vor ein paar unfairen Passagen oder fiesen Kämpfen scheut.
LEGO Indiana Jones: The Original Adventures (2008)
„LEGO-Indy macht alles besser“ - Ein Überraschungs-Hit der mit Humor und kreativen Rätseln die ersten drei Filme in LEGO-Form perfekt nacherzählt. Jeder Charakter ist ein kleiner Steinheld, und selbst Tod und Zerstörung sind einfach nur zucker-süss. Das perfekte Spiel für grosse und kleine Indy-Fans, das dir ständig ein Grinsen ins Gesicht zaubert – selbst wenn du bei einem Rätsel wieder einmal festhängst. Unseren Testbericht findet ihr HIER.
Indiana Jones and the Staff of Kings (2009) - PSP, PS2/3, Wii, NDS
„Fuchteln für Fortgeschrittene“ - Die Bewegungssteuerung klingt erst einmal nach einer guten Idee – bis man feststellt, dass Indy viel lieber daneben schlägt als den Gegner zu treffen. Die Story ist spannend, aber die Steuerung macht jeden noch so hartgesottenen Wii-Spieler verrückt. Gut, dass es das Spiel auch auf anderen Konsolen gibt. Highlight: Fate of Atlantis ist als Bonus enthalten. Ein Lichtblick in einem Spiel, das uns oft an den Rand der Verzweiflung brachte.
LEGO Indiana Jones 2: The Adventure Continues (2009) - Wii, Xbox 360, PS2/3, PC
„Kristallschädel? Mit Spass?!“ - Obwohl der vierte Film bei Indy-Fans nicht gerade beliebt ist, macht das Spiel daraus durchaus eine lustige LEGO-Erfahrung. Abwechslungsreiche Level, viele Fahrzeuge und ein neuer Bau-Modus überzeugen, auch wenn es nicht ganz die Qualitäten des ersten LEGO-Spiels erreicht. Trotzdem ein gelungener Steinchen-Spass für zwischendurch.
Ihr seht, die Indiana-Jones-Videospiele sind genauso abenteuerlich und vielfältig wie die Filme selbst – mit Höhen, Tiefen und einigen unerwarteten Wendungen. Von den pixeligen Anfängen der 1980er Jahre bis zu modernen LEGO-Spielereien, alle haben sie versucht, die Essenz von Indy einzufangen: die Mischung aus Witz, Action, Rätseln und einem Hauch von Magie, der die Filme für viele so besonders macht. Die frühen Spiele wie Raiders of the Lost Ark oder The Temple of Doom zeigten, wie schwierig es war, die Komplexität von Indiana Jones mit den beschränkten technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit zu übertragen. Man brauchte viel Fantasie, um damit Spass zu haben. Spätestens mit Indiana Jones and the Last Crusade: The Graphic Adventure und dem legendären Fate of Atlantis zeigte LucasArts aber, dass der Archäologe auch im Videospielformat glänzen kann. Die Point-and-Click-Adventures waren nicht nur liebevolle Hommagen an die Filme, sondern setzten Massstäbe im Adventure-Genre, die bis heute Gültigkeit haben.
Die 3D-Ära der 2000er mit Titeln wie Infernal Machine und Emperor’s Tomb brachten Indy zwar in ein neues Zeitalter, aber nicht ohne Herausforderungen. Während sie mit spannenden Geschichten und schöner Grafik punkteten, litten sie oft unter einer hakeligen Steuerung und unausgereiften Gameplay-Elementen. Ein unerwartetes Highlight waren die LEGO-Spiele. Sie nahmen das bekannte Abenteuerkonzept und verwandelten es in etwas, das sowohl für Kinder als auch Erwachsene funktioniert: humorvoll, kreativ und einfach zugänglich. Selbst die weniger beliebten Elemente der Filmreihe (hallo, Kristallschädel!) wurden hier mit einem Augenzwinkern auf charmante Weise verarbeitet.
15 Jahre nach dem letzten Ableger sind wir mit Indiana Jones und der Grosse Kreis nun endlich an einem Punkt angekommen, an dem das Videospiel mit den Filmen zu einem runden Ganzen verschmilzt. Es ist schon erstaunlich und eindrücklich, welchen Weg wir hinter uns haben. Heute sind wir Indiana Jones und ich kann es kaum erwarten zu sehen, welche Abenteuer uns in Zukunft noch erwarten. Der Mann mit Hut ist eben immer gut!
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