Nichts nervt uns so sehr wie angekündigte Games, die nie oder erst viele, VIELE Jahre später erscheinen. Ausser vielleicht Spiele die viel zu früh erscheinen (*wink-wink* in Richtung Cyberpunk 2077). Verspätete Spiele sind heutzutage leider ziemlich alltäglich und die Gründe dafür vielzählig. Manchmal tauchen spielverändernde Bugs erst spät in der Entwicklung auf, vielleicht hat das Team Probleme, sich auf neue Hardware einzustellen, vielleicht will das Studio einfach den Zeitpunkt der Veröffentlichung aus kommerziellen Gründen ändern oder die Welt wird plötzlich von einer Pandemie getroffen.
In den meisten Fällen bedeutet das für uns Spieler, dass wir einfach ein paar Monate länger warten müssen. Manchmal müssen Fans aber ein halbes Jahrzehnt oder länger Geduld aufbringen... wie in den folgenden Fällen.
10. StarCraft II: Wings of Liberty: 7 Jahre (2003 - 2010)
Die Fortsetzung der Mutter aller kompetitiven RTSs wurde 2007 auf dem Blizzard Worldwide Invitational enthüllt. Die Entwicklung begann jedoch bereits vier Jahre zuvor, im Jahre 2003, direkt nachdem Warcraft III: The Frozen Throne in die Läden kam.
Ein Jahr nach der Ankündigung gab Blizzard jedoch bekannt, dass die Entwicklung erst zu etwa einem Drittel abgeschlossen war und dass das Spiel noch nicht einmal Einzelspieler-Kampagnen für zwei der Fraktionen, Zerg und Protoss, enthielt. So entschied man sich, die Geschichte auf zwei Erweiterungspacks aufzuteilen. Im Jahr 2009 ging es weiter bergab, als das Spiel sein geplantes Beta-Fenster verpasste. Blizzard war gezwungen, die Beta-Tests auf Februar 2010 zu verschieben, weniger als sechs Monate vor dem geplanten Veröffentlichungsdatum. Glücklicherweise verlief das Jahr 2010 für das Studio reibungslos, und StarCraft II: Wings of Liberty wurde im Juli einer ziemlich zufriedenen Fangemeinde übergeben.
9. Galleon: 7 Jahre (1997 - 2004)
Das Action-Adventure Galleon blieb uns eher für das in Erinnerung, was es nicht geschafft hat. Galleon war die Idee des Tomb Raider-Schöpfers Toby Gard, der 1997 auf dem Höhepunkt seiner Karriere stand. Aber anstatt die Entwicklung des nächsten Tomb Raider-Spiels zu leiten, verliess er das Studio und gründete sein eigenes, dessen erste Veröffentlichung das ambitionierte Galleon werden sollte.
Die Probleme traten auf, als das Team versuchte, das für PC geplante Spiel auf eine Reihe von Konsolen zu portieren. Zuerst die PlayStation, dann die Dreamcast, den GameCube und schliesslich auf die originale Xbox. Zu viel für das kleine Studio. Trotz langer Entwicklungszeit und den sehr ehrgeizigen Plänen war Galleon zum Release 2004 nahezu unspielbar. Sicher auch ein Grund, warum sich heute niemand an das Spiel erinnert. Gards Firma Confounding Factor schloss nach der Veröffentlichung ihre Pforten und er kehrte zu Eidos Interactive als Designberater für die Tomb Raider-Franchise zurück.
8. L.A. Noire: 7 Jahre (2004 - 2011)
L.A. Noire verbrachte eine lange, lange Zeit in der Entwicklung, aber nicht wegen irgendwelchen grösseren Problemen bei der Produktion. Stattdessen waren die sieben Jahre grösstenteils den ehrgeizigen Plänen von Rockstar und Team Bondi verschuldet. Die wollten eine komplett neue Grafik-Engine, mit einer für die damalige Zeit extrem komplexen Gesichtserkennung und -Animation.
Die Entwicklung dieser bahnbrechenden Technologie liess das Budget schliesslich auf etwa 50 Millionen Dollar anschwellen, was L.A. Noire zu einer der teuersten Videospielproduktionen der damaligen Zeit machte. Das Resultat konnte sich aber sehen lassen, denn die Gesichter der Protagonisten sahen (oder sehen nach wie vor) unglaublich echt aus. Die Grafik-Engine wurde aber nur in einem Spiel verwendet, da die Gesichtserfassung einfach zu aufwändig und zu teuer war.
7. Spore: 8 Jahre (2000 - 2008)
Die Idee hinter Spore würden manche als "absoluten Wahnsinn" bezeichnen. Spore ist das Brainchild von Will Wright, dem ikonischen Schöpfer von SimCity. Der wollte im Grunde ein Spiel machen, das die Evolution einer Spezies von einem mikroskopischen Organismus zu einer raumfahrenden Superzivilisation verfolgt - also quasi ein "SimEverything".
Wright begann im Jahr 2000 mit der Arbeit an Spore. Im Jahr 2005 kündigte er Spore offiziell an und stellte zur Begeisterung der Fans sogar eine Demoversion vor. Als das endgültige Spiel 2008 veröffentlicht wurde, war es leider nicht annähernd die Erfahrung, die die Spieler erwartet oder Wright mit seiner Demo versprochen hatte. Es war weit davon entfernt ein "SimEverything" zu sein und das, was es tatsächlich simulierte, war nicht sonderlich beeindruckend.
6. The Last Guardian: 9 Jahre (2007 - 2016)
Als das legendäre Action-Adventure von Fumito Ueda an der E3 im Jahre 2009 erstmals zu sehen war, befand es sich schon seit zwei Jahren bei Team Ico in Entwicklung. Laut Sony sollte es 2011 exklusiv für die Playstation 3 erscheinen. Insidern zu Folge befand es sich aber schon seit geraumer Zeit in der "Entwicklungshölle", was schliesslich dazu führte, dass Ueda im Dezember 2011 Sony verliess und ein eigenes Studio gründete.
Glücklicherweise durfte Ueda und sein Team mit den Arbeiten an The Last Guardian fortfahren, unter der Schirmherrschaft der SIE Japan Studios. Neu lag der Fokus des Projekts auf den technischen Möglichkeiten der damals brandneuen Playstation 4. Zur E3 2015 wurde das Spiel schliesslich offiziell angekündigt und erschien tatsächlich knapp ein Jahr später. Und auch wenn die Steuerung und Kamera nicht ganz optimal waren, schienen Fans und Kritiker zufrieden mit dem Resultat zu sein. Heute zählt The Last Guardian zu den besten Playstation Games überhaupt.
5. Too Human : 9 Jahre (1999 - 2008)
Too Human hat wohl eine der seltsamsten Entwicklungen in der Geschichte der Videospiele hinter sich. Es wurde erstmals 1999 für die ursprüngliche PlayStation angekündigt. Dann, im Jahr 2000, änderte der Entwickler Silicon Knights offenbar seine Meinung und schloss eine exklusive Partnerschaft mit Nintendo, worauf es sich als GameCube-Exklusivtitel neu positionierte.
Fünf Jahre später entschied sich Silicon Knights erneut für einen Wechsel der Plattform und brachte das Spiel auf die Xbox 360. Diese Entscheidung sollte zwei weitere Jahre Entwicklungszeit in Anspruch nehmen. Als Resultat verpasste Too Human den für 2006 anvisierten Veröffentlichungstermin.
Beim Release im Jahr 2008 war Too Human dann eine grosse Enttäuschung, sowohl bei den Kritikern, als auch in kommerzieller Hinsicht, was besonders angesichts der zehnjährigen Entwicklungszeit und einem angeblichen Budget von 60-100 Millionen Dollar schmerzte. Zu allem Überfluss führte das Spiel noch zu einem Rechtsstreit zwischen Silicon Knights und Epic Games wegen der verwendeten Unreal Engine. Dieser endete damit, dass Silicon Knights 4,5 Millionen Dollar an Epic Games zahlen musste.
In Anbetracht all dessen macht es Sinn, dass Silicon Knights diese ganze Erfahrung lieber vergessen möchte und sie 2013 Microsoft einen Rückrufbescheid zustellten, damit das Spiel vom Xbox-Marktplatz entfernt wird.
4. Team Fortress 2: 9 Jahre (1998 - 2007)
Das ursprüngliche Team Fortress war eine kostenlose Mod für Quake, deren Schöpfer 1998 beschlossen, eine Fortsetzung zu entwickeln. Valve heuerte die Truppe kurzerhand an, damit Team Fortress 2 als eigenständiges Spiel entstehen konnte. An der E3 1999 wurde es schliesslich unter grossem Beifall offiziell vorgestellt.
Wir übertreiben nicht wenn wir sagen, dass diese vorgestellte Fassung von TF2 absolut nichts mit der endgültigen Retail-Version zu tun hat. Es war ein seriöser Militär-Shooter mit Fokus auf taktischem Teamplay. Es enthielt sogar eine "Commander"-Rolle, in welcher man das Schlachtfeld aus einer Top-Down-Perspektive betrachtete und das ganze sechs Jahre vor dem legendären "Commander-Modus" von Battlefield 2.
Verzögerungen durch die Umstellung auf die Source-Engine von Valve und der notorisch ruhige Entwicklungsprozess des Unternehmens liessen die Spieler für ein weiteres halbes Jahrzehnt im Dunkeln tappen. Schliesslich wurde 2006, nach jahrelangen Andeutungen und Fan-Spekulationen, die "endgültige Form" von TF2 auf dem EA Summer Showcase enthüllt.
In den sieben Jahren der Entwicklung nach der E3-Enthüllung hatte sich TF2's "Look and Feel" komplett gewandelt. Der militärische Fokus war verschwunden und durch rasante, Cartoon artige Action sowie einer Farbpalette und einen Kunststil ersetzt, die heute zwar zum Synonym für das Spiel selbst geworden sind, aber nichts mit dem zu tun hatte, was Valve ursprünglich vorschwebte. Valve verriet später, dass das Studio drei oder vier verschiedene (und funktionierende) Spiele entwickelt und wieder verworfen hatte, bevor man sich auf dieses finale Design einigte.
Es sollte noch ein weiteres Jahr dauern, bis TF2 endlich veröffentlicht wurde, aber wenn man bedenkt, dass es auch heute noch immer sehr beliebt ist, kann man mit Sicherheit sagen, dass sich das Warten in diesem Fall gelohnt hat.
3. Prey: 11 Jahre (1995 - 2006)
Vor seiner Veröffentlichung im Jahr 2006 befand sich Prey in der einen oder anderen Form bereits seit Mitte der 90er Jahre in Entwicklung. Das Spiel war ursprünglich von 3D Realms als Flaggschiff-Titel für die hauseigene Grafik-Engine geplant, ähnlich wie es bei Epic Games mit Unreal der Fall war.
Eine Reihe von möglichen Richtungen wurden von Projektleiter Tom Hall skizziert, nach einem Jahr aber verworfen, bevor er 1996 das Unternehmen verliess, um mit John Romero Ion Storm zu gründen. 3D Realms musste daraufhin ein neues Team zusammen stellen, um die Entwicklung fortzusetzen. Im Laufe des nächsten halben Jahrzehnts durchlief das Projekt Prey eine Reihe neuer Iterationen, bevor der Entwicklungs-Prozess im Jahr 2001 komplett neu gestartet wurde.
Diese "moderne" Version benötigte weitere fünf Jahre, bevor das Spiel schliesslich 2006 endlich veröffentlicht wurde. Im gleichen Jahr gab 2K sogar ein Sequel in Auftrag, das 2014, also nach 8 Jahren, an der PAX Australia von Bethesda offiziell gestrichen wurde.
2. Diablo III: 11 Jahre (2001 - 2012)
Die Entwicklung von Diablo III liegt schon so lange zurück, da gab es Blizzard North noch gar nicht. Die Arbeiten an der Fortsetzung begannen nur ein Jahr nach der Veröffentlichung von Diablo II, obwohl es noch sieben Jahre dauern sollte, bis das Studio das Spiel auf dem Blizzard Worldwide Invitational 2008 offiziell ankündigen würde. Danach strichen noch einmal ganze vier Jahre ins Land, bis das Spiel endlich in den Regalen der Händler stand.
Aber warum hat das so lange gedauert? Das bleibt wohl für immer ein Geheimnis, denn bis heute hat sich Activision-Blizzard zu dieser Geschichte ziemlich bedeckt gehalten. In Anbetracht von verschollenen Spielen wie Starcraft: Ghost, Warcraft Adventures und Titan, sollten wir aber wohl dankbar sein, dass Diablo III überhaupt erschienen ist.
1. Duke Nukem Forever: 15 Jahre (1996 - 2011)
Hail to the King, Baby! Duke Nukem Forever ist die Mutter aller verspäteten Spiele. Man könnte meinen, das Wort "forever" im Titel wäre ein hämischer Seitenhieb auf die lange Entwicklungszeit. Das Spiel befand sich ursprünglich bei 3D Realms in Entwicklung und sollte an den Erfolg von Duke Nukem 3D aus dem Jahre 1996 anknüpfen. Das Studio kündigte Duke Nukem Forever 1997 offiziell an und verschob den Release die nächsten vier Jahre immer und immer wieder.
2005, also acht Jahre später, gab es dann zum ersten Mal Videomaterial zu sehen. Zwei weitere Jahre später wurde 3D Realms aufgrund der schlechten finanziellen Lage des Unternehmens verkleinert, was dazu führte, dass das komplette Entwickler-Team ihren Job verlor. Anschliessend kam es zum Rechtsstreit zwischen 3D Realms und Publisher Take-Two, die die Veröffentlichungsrechte an dem Spiel hielten.
Als Folge landete Duke Nukem Forever ein Jahr später in den Händen von 2K Games. 2K wählte den Borderlands-Entwickler Gearbox Software, um das Spiel endlich fertig zu stellen, was dann 2011, also 15 Jahre nach der ursprünglichen Ankündigung, endlich passierte. Die Enttäuschung der Spieler war im Anschluss umso grösser als sich abzeichnete, dass Duke Nukem Forever leider ziemlich mittelmässig war.
Lektion gelernt: Manchmal kommen gute Dinge eben doch nicht zu denen, die warten können...
Ehrenamtliche Erwähnung - Half Life 3 (2004 - ??)
Auch wenn wir alle seit 2004 sehnsüchtig auf den Abschluss der Half Life Trilogie rund um Heldin Alyx und ihrem treuen Robogefährten Dog warten, wird Half Life 3 wohl für immer ein Wunschtraum bleiben.
Naja, wenigstens gibt es dank einer Vielzahl an Memes und Insider-Gags immer wieder mal was zum Lachen und mit Half Life Alyx sogar ein mehr als würdiges VR-Intermezzo für den PC, das Gerüchten zu Folge 2022 auch für Sony's PSVR 2 Headset erscheinen soll.
Sollte Half Life 3 wider Erwarten dennoch irgendwann mal erscheinen, ist ihm der Platz 1 der Spiele mit der längsten Entwicklungszeit - oder besser Wartezeit - 100%ig sicher!
Ich liebe sollche Artikel, immer her damit😎👍